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55. Die Jungfrauen-Spalte

Trotz meiner Nachtwache kriege ich wegen des erfreulich späten Dienstanfanges am nächsten Tag einen vollen Nachtschlaf. Die Versammlung am anderen Morgen bringt das erwartete Ergebnis: Freigabe bis 17000 Meter Tauchtiefe. Wir fahren weiter. Es ist Sonntag, der 7. Februar, unser 25. Projekttag.

Um 12 Uhr haben wir eine Tiefe von 15500 Metern, und um 14:30 Uhr sind es schon 15600 Meter. Eine sehr schnelle Tiefenzunahme ist das nicht. Da die Angaben des Streßanalyseprogrammes uns auch weiter beruhigend vorkommen, droht die Fahrt, nahezu langweilig zu werden.

Das ändert sich um 16:20 Uhr. Inzwischen haben wir in der Tunnelmitte eine Tiefe von 15700 Metern. Voraus, im Scheinwerferlicht der CHARMION, taucht eine Geröllhalde auch. Diese türmt sich zu beträchtlicher Höhe auf: Drei Viertel des Querschnittes des Tunnels sind dadurch verlegt. Oben drüber ist aber für uns immer noch genug Platz.

Der Kontrast zur bisherigen Geröllfreiheit des Tunnels ist deutlich. Diese Geröllhalde bedarf einer Erklärung.

An dieser Stelle klafft in der Decke des Tunnels ein gewaltiger Riß. Solche Risse haben wir schon viele gesehen, auch im 'Oesophagus maximus'. Aber dieser hier ist anders, nicht nur wegen der Schutthalde darunter. Amurdarjew sieht zahlreiche Schleifspuren auf den Felsen der Rißinnenseite, als unsere Scheinwerfer von unten hineinleuchten. Und als wir direkt darunter vorbei fahren, notgedrungen dicht unter dem Rißeingang, gibt es sofort neue, interessante Informationen von der Trägheitsnavigation:

In diesem Riß verschwindet der Wasserstrom!

Dort verschwinden mehr als die 11 Kubikmeter pro Sekunde: Es sind etwa 16. Das kommt daher, daß von nun an im Oesophagus Maximus ein Strom in die entgegengesetzte Richtung driftet. Dieser ist aber schwächer und befördert nur etwa 5 Kubikmeter pro Sekunde. Das paßt zusammen.

Die Schutthalde hört so schnell auf, wie sie sich uns plötzlich in den Weg geschoben hat. Wellington wendet das Boot. Kurz darauf stehen wir wieder direkt unter dem Riß.

"Jetzt" sagt Edwin, "bereden sie, ob sie reinfahren wollen!"

"Das wird eine üble Circelei. Ich hoffe, sie fragen uns vorher noch!" meint Amurdarjew.

"Und was sagst du dann?"

"Wäre schon interssant, mal nachzusehen!"

"Seht euch das Loch doch an!" sage ich, "Das ist enger als eine Jungfrau. Da kann das Boot nicht auf ebenem Kiel bleiben - da werden wir es wieder senkrecht stellen müssen."

"Das ist bei einer Jungfrau so üblich." sagt Cohäuszchen. Müdes Gelächter.

"Der Vergleich hinkt. Von einer Jungfrau, die 16 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ansaugt, würdest du auch die Finger lassen, Günther! - Oder was auch immer."

"Lassen wir ihm das Vergnügen und geben diesem Ort den angemessenen Namen!" sagt Amurdarjew, "Dieses ist also die Jungfrauen-Spalte. Es gibt noch ein paar andere Analogien."

"Welche?" frage ich.

"Es bleibt vielleicht nicht folgenlos, wenn wir reingehen!"

"Meinst du, die Strömung ist zu stark? Der Querschnitt ist ja wesentlich enger als der vom Oesophagus." Einen Moment lang überlege ich, ob diese Aussage auf für die namengebende anatomische Analogie stimmt. Es ist natürlich völlig egal.

"Ich weiß nicht. Das müssen unsere nautischen Kollegen besser wissen."

"Fragen wir einfach mal!" schlage ich vor, "Wellington hat ja am Anfang gesagt, er fährt uns hin, wo wir wollen!"

"Solange es nicht zurück ist." sagt Amurdarjew.

In der Tat redet man in der Zentrale über diesen Spalt. Die Navigation hat schon ein räumliches Bild von seinem Anfang, und da können wir rein, sagt die Simulation. Aber wir werden mit außergewöhnlich geringen Abständen zwischen Fels und Bootskörper zu rechnen haben. Dazu kommt die durch die Anwesenheit des Bootes deutlich veränderte Strömung. Wellington ist sehr skeptisch.

"Herwig, hast du massenhaft C-Sourcen compiliert?" fragt Carola mich plötzlich ganz ohne Vorwarnung.

"Ich? Nein. Wieso kommst du denn jetzt gerade darauf?"

"Irgendjemand hat in den letzten Tagen viel gearbeitet. Ich nahm schon an, daß du es nicht warst, weil sich nämlich nicht feststellen läßt, wer es war!"

"Dann wissen wir ja, wer es war."

"Ja. Dann wissen wir's."

Carola's Zwischenbemerkung nimmt einem viel vom eigenen Seelenfrieden:

Was spielt der große Unbekannte mit dem C-Compiler herum?

An diesem Abend geschieht natürlich nichts mehr. Das Boot wird genau unter der Spalte auf feste Position gelegt, und Wellington läßt verbreiten, daß wir morgen, am Montagmorgen, mal wieder eine Schiffsversammlung abhalten werden. Dann ist Dienstschluß.

Als wir aufstehen, sagt Amurdarjew:

"Es ist noch zu früh, um sich sicher zu sein, aber wir werden es innerhalb der nächsten 24 Stunden genauer wissen."

"Was denn?" frage ich.

"Diese Strömung. Sie scheint mit der Zeit abzunehmen. Allerdings sehr langsam - Größenordnung bis zu zwei Prozent am Tag."

"Schließt wenigstens Tideneinfluß aus."

"Ja. Aber sonst fast nichts! - Tideneinfluß werden wir hier unten sowieso nicht mehr nachweisen können, wie kommst du bloß auf diese Idee?"

"Nur so." sage ich und sehe nicht ein, daß diese Idee dümmer sein soll als viele andere, die schon geäußert wurden.

In der Kantine sehe ich Natalie wieder, und sie scheint wohlauf. Ich setze mich einfach ihr gegenüber.

"Wie geht's? Gut erholt?" frage ich.

"Warum sollte es mir schlecht gehen?" fragt sie pikiert.

"Na, hör mal! Gestern habe ich deine Wache übernommen!"

"Ach ja - entschuldige. Es geht schon wieder besser." Damit versinkt sie nicht nur in Einsilbigkeit, sondern genaugenommen in Nullsilbigkeit: Sie sagt gar nichts mehr. Sieht mich nicht einmal mehr an.

Dafür taucht Alfred Seltsam auf und setzt sich zu uns. Oder, sagen wir mal präzise, zu Natalie. Ich mache ein gleichgültiges Gesicht. Er ist ja schließlich ein netter Junge.

Dann fällt mir aber etwas ein: "Ich denke, Sie haben Wache?"

"Die Kollegin Rau hat für mich übernommen. Sie will sowieso noch einiges arbeiten, und dann kann sie ebenso gut gleichzeitig Wache schieben."

"Gute Idee," sage ich, "Für die Carola habe ich auch schon eine Wache übernommen. Da kannst du irgendwann eine für mich übernehmen, dann sind wir zyklisch quit! - Hoffentlich verlieren wir nicht die Übersicht."

Alfred sieht nicht besonders begeistert aus. Wahrscheinlich ist mein Gedankengang zu plausibel nachvollziehen. Besser, ich wechsele das Thema:

"Vielleicht sind wir bald soweit, und Sie können Ihre Evolutionstheorien testen!"

Seltsam ist sichtlich erleichtert, daß ich ein unverfängliches Thema aufgreife: "Tja. Eigentlich müßte ich alles vorausberechnen, was wir sehen werden - sonst ist es kein richtiger Beweis für meine Evolutionsmathematik. - Und selbst damit würde ich Reinhardt nicht überzeugen!"

"Wenn man sich nur kurz in einer Biosphäre aufhält, dann bekommt man sowieso nur einen kleinen Teil zu sehen, zu klein, um eine solche Theorie zu verifizieren oder zu falsifizieren."

"Vielleicht." sagt Seltsam.

"Sehen Sie Amurdarjew an! Der ist der Meinung, daß er nur einen einzigen Stein von draußen ins chemische Labor bringen muß, um eine ganze Reihe geologischer Fragen mit einem Schlag lösen zu können. Ich glaube nicht, daß ein einziger Stein dazu ausreicht."

"Er wird Fragen in eine richtige Richtung lenken. Oder in eine richtigere Richtung!" sagt Seltsam, "Erinnerst du dich daran, daß man damals, vor der ersten Mondlandung, sagte, ein Kilogramm Steine vom Mond, und man kann die Geschichte des Sonnensystems aufschreiben! - Und was ist nachher von der Behauptung übrig geblieben?"

"Naja, die NASA-Manager wollten natürlich Steuergelder flüssig machen. Da trumpft man schon etwas mehr auf. - Wenn diese Aussage übrigens richtig gewesen wäre, dann hätte man aus der Untersuchung von Mondgestein die Existenz der Welthöhle schließen können!"

"Vielleicht hat man das ja!" sagt Seltsam, "Und dann haben sie sich ganz schnell gegenseitig Stillschweigen zugesichert, alle geplanten Veröffentlichungen rechtzeitig verbrannt und nie wieder darüber nachgedacht!"

Natalie sagt nichts dazu. Sie macht den Eindruck, als ob sie unserem Gespräch nicht einmal zuhört.

"Und was die biologische Evolution betrifft, und die Fragen in dieser Richtung - unsere bloße Anwesenheit kann die Evolution in der Welthöhle geändert haben. Massiv geändert haben. Wir haben schließlich schon beim ersten Mal Bakterien aus unserer Welt mitgebracht. Wer weiß, was die inzwischen angestellt haben!"

"Sollten die soviel angestellt haben können? Wenn es tatsächlich der Fall ist, was Sie als Vermutung in Ihrem Buch beschreiben, dann haben diese beiden Biosphären wenigstens ab und zu miteinander zu tun! Daraus müßte eine gewisse mikrobiologische Robustheit gegeneinander folgen. - Sie sind ja auch nicht durch Bakterien aus der Welthöhle krankgeworden!"

"Daran habe ich noch gar nicht gedacht!" sage ich, "Aber das stimmt. - Aber was die allgemeine Robustheit der Welthöhle und der Biosphäre in ihr betrifft, da bin ich skeptisch. Viel weniger Energiedurchsatz als die Biosphäre der Erdoberfläche. Das alleine ist vielleicht noch kein Beweis. Aber der 27-Stunden-Rhythmus könnte einer sein. Ein Beweis für die Empfindlichkeit der Biosphäre in der Welthöhle!"

"Wie das?"

"Der Schlaf-Wach-Rhythmus wird irgendwie synchronisiert. Aber ich habe bis jetzt nichts gefunden, was eine Periode von 27 Stunden hat. Gar nichts. Ich habe mich mit mehreren Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen unterhalten. Niemand hat eine Idee."

"Die hätte ich auch nicht."

"Wenn man nicht davon abgeht, daß es etwas mit einer Periode von 27 Stunden ist, was den Lebensrhythmus in der Welthöhle synchronisiert. Es könnte unser 24-Stundenrhythmus sein, der sich irgendwie auswirkt. Unmerkbar schwach - wir haben ja jedenfalls nichts bemerkt."

"Geht das?"

"Eine Synchronisation von zwei periodisch operierenden Systemen, die mit verschiedenen Frequenz oszillieren? Leicht! Habe ich schon als Kind gemacht. Elektronische Oszillatoren. Radiosender also. Man baut zwei Oszillatoren auf und stellt eine leichte Kopplung zwischen ihnen her - bei fliegendem Aufbau auf dem Schreibtisch reicht schon die einfache Störstrahlung aus. Ganz besonders leicht ist die gegenseitige Synchronisation, wenn die Oszillatoren im Frequenzverhältnis 1 zu 2 oder 1 zu 3 oder 2 zu 3 schwingen. Aber 8 zu 9 kriegt man auch hin. Wenn die Eigenfrequenzen der Oszillatoren sich hinreichend genau wie 8 zu 9 verhalten, dann synchronisieren sie sich."

"Tja, Elektronik. Aber bei biologischen Systemen?"

"Es ist keiner unter uns, der jemals eine Strafanstalt für Frauen geleitet hat. Oder in einem Wohnheim für Frauen gelebt hat. Der wüßte es nämlich besser!"

"Wieso?"

"Da werden regelmäßig Monatsbinden ausgegeben - weil die meisten ja ihre Menstruation haben. Und siehe da - die Perioden sind nicht zufällig verteilt, sondern laufen fast alle parallel! Die Frauen synchronisieren sich gegenseitig!"

"Tatsächlich?"

"Ja. Und das muß irgendwie doch eine ganz schwache Kopplung sein, die zudem eigentlich nicht biologisch sinnvoll ist. Trotzdem funktioniert es. Vielleicht ist es Geruch. Oder Verhaltensänderung. - Ich weiß nicht. Ich bin keine Frau."

Dann sehe ich Natalie an, um sie auch mal in das Gespräch mit einzubinden: "Bei Wohnheimen für Studentinnen könnte das auch passieren. Hast du da irgendwelche Erfahrungen, eigene oder aus dritter Hand?"

"Nein." sagt Natalie. Sie möchte nicht mitreden. Merke ich gleich.

"Gut." sagt Alfred, "Deine These ist also, daß die Welthöhle, die Biosphäre in ihr, einen Eigenrhythmus von 27 Stunden hat. Wieso eigentlich das? Wieso gerade 27 Stunden?"

"Das könnte der Rest des alten 24-Stunden-Rhythmus sein, der sich allmählich gedehnt hat! Und bei einer Dehnung auf 27 Stunden wurde er von der Synchronisation eingefangen! - Das wäre auch zu untersuchen, ob solche biologische Rhythmen immer dazu neigen, im Laufe der Evolution länger zu werden. Das ist wieder dein Fach!"

"Kommt drauf an." sagt Alfred, "Wie immer dasselbe Kriterium: Überlebensvorteil oder nicht?"

"Kein Trend?"

"Nein."

"Mmh. Was sagt die Wissenschaft des Evolutionärs über die phasische Natur der meisten biologischen Systeme? Die vielen Rhythmen, die man beobachtet? - Es scheinen so viele zu sein, daß man nicht einfach sagen kann, das läge daran, daß die geologische, meteorologische und himmelsmechanische Einbettung unserer eigenen Ökosphäre eben viele Rhythmen hat: Tag und Nacht, Jahreszeiten, Mondphasen, Wechsel zwischen Tief- und Hochdruckgebieten. Was sagt der Evolutionär dazu?"

"Biologische Rhythmen, insbesondere bei individuell lernfähigen Systemen, können als Abtastvorgänge gedeutet werden: Der Zustand eines biologischen Systems variiert, und dabei werden irgendwann die Parameterkombinationen, die zur Bewältigung der aktuellen Situation am besten geeignet sind, eingenommen. Insofern könnte diese phasische Betriebsweise ein Überlebensvorteil sein. So ähnlich, wie im räumlichen Sinne die Rechtshändigkeit, oder, sagen wir mal, die Bevorzugung einer Hand."

"Das ist eine neurologische Angelegenheit." sage ich, "Da wimmelt es von phasischen und fokalen Zusammenhängen. Ich weiß aber nicht, ob das eine Eigenschaft ist, die Systeme auf der Basis von Neuronalen Netzen beruhen, haben müssen, oder ob diese Eigenschaft auch wieder von der Evolution als einfach zweckmäßig entwickelt wurde."

"Ich weiß es auch nicht. Ehrlich gesagt." Alfred sieht Natalie von der Seite an. Diese tut so, als interessiere sie sich überhaupt nicht für unser Gespräch. Dabei ist sie doch Biologin!

"Na, jedenfalls," sage ich, "wir können diese Fragen heute abend nicht lösen. - Seien wir mal froh, daß die Welthöhle biologisch wenigstens so unterschiedlich von unserer Biosphäre ist, daß wir uns keine Krankheiten einfangen können. Das wäre sonst in einer tropischen Umgebung das größte Problem!"

Ein lautes Klirren läßt uns zusammenfahren. Natalie hat ihr Besteck vom Tisch gefegt. "Tschuldigung!" sagt sie, "Versehen!" Sie bückt sich und hebt es wieder auf.

"Du und deine Frau haben das bis jetzt getestet. Sonst niemand. Ob das schon repräsentativ ist?" fragt Alfred.

"Wir werden's erfahren, wenn wir hinkommen! - Außerdem, das Mädchen, das mit uns gekommen ist, hat es auch getestet."

"Diese ..."

"Chreich. Sie ist nicht krank geworden. Jedenfalls nicht, solange sie noch bei uns war. Immun gegen unsere Infektionen."

Natalie mustert uns beide unter ihren Augenbrauen. Jetzt habe ich wieder Zweifel daran, daß sie mit Alfred schläft. Versteh einer die Frauen. Ich könnte mal ja ganz direkt fragen, aber dazu respektiere ich zu sehr die Privatsphäre von anderen.

Doktor Morton ist in die Kantine gekommen und hat sich auf einen freien Platz neben uns gesetzt. Sie muß die letzten Sätze gehört haben, mischt sich aber nicht in unser Gespräch ein. Zeit, sie von uns aus zu integrieren:

"Es hat auch Beispiele gegeben, da war die Sensibilisierung andersrum. Die Indianer, zum Beispiel, oder die Eskimos: Sind die nicht wesentlich empfänglicher für unsere Trivialinfektionen?" frage ich in keine bestimmte Richtung, dann wende ich mich an Doktor Morton: "Was sagen Sie dazu? - Über die Gefahr von Infektionskrankheiten in einer ganz anderen Biosphäre?"

"Unvorhersehbar." sagt Mary Morton und kaut weiter. Offensichtlich, daß sie nicht reden mag. Dann bequemt sie sich aber doch noch zu einer Mitteilung: "Sie haben einfach Glück gehabt, wenn Sie damals in der Welthöhle nicht krank geworden sind."

"Meine Theorie war, " sage ich, "daß die Welthöhle, und die Art, wie die Granitbeißerinnen leben, Kranke zu schnell aus dem Verkehr zieht, so daß Infektionskrankheiten kaum weitergegeben werden können und sich deshalb einfach nicht entwickelt haben. - Im Laufe der Evolution."

"Schon möglich." sagt sie. Jetzt wissen wir es ganz genau.

"Evolutionsvorgänge können durch kleinste Parameteränderungen ganz neue Bahnen nehmen," wirft Alfred ein, "es handelt sich letzten Endes um ein chaotisches System."

"Mit anderen Worten," frage ich, "du meinst, daß es gar nicht möglich ist, daß, was die Ergebnisse der Evolution betrifft, zu einer richtig schönen, systematischen Theorie zu gelangen? An tausend Stellen hätte die Evolution eine andere Wendung nehmen können?"

"So ist es. Wie das Leben im allgemeinen." sagt Alfred ganz weise, "Es gibt keine Einzelantwort, die alles erklärt. Es gibt nur Einzelantworten, die Einzelheiten erklären. Und davon gibt es viele. - Abgesehen davon, daß wir die meisten Einzelantworten nicht kennen."

"Das ist in der Evolution so," sage ich, "Wenn unsere Kollegen von der geologischen Zunft etwas wesentliches herausfinden, dann wird sich das in weit weniger Worten beschreiben lassen."

"Ja." sagt Alfred, "Und was unser Hauptproblem betrifft, da wird die Antwort aus einem einzigen Namen bestehen."

"Oder aus mehreren!" wirft Natalie ein.

"Aus mehreren?" frage ich, "Willst du eine Verschwörungstheorie an die Wand malen?"

"Könnte doch sein!"

"Wenn es mehrere sind," sage ich, "dann müßten wir eine Theorie fallen lassen: Daß es sich um ein psychiatrisches Problem handelt. - Es wäre zu unwahrscheinlich, daß sich mehrere identisch Verrückte hier an Bord zu koordiniertem Tun zusammenfinden. - Daß sie sich gegenseitig erkennen, und wir erkennen sie nicht. - Daran glaube ich nicht."

"Also, um es auf den Punkt zu bringen: Einen Verrückten - davon hätten wir höchstens einen. Ja?" fragt Alfred.

"Ja." sage ich. "Klingt fast beruhigend, nicht?"

"Nicht für mich." murmelt Doktor Morton, ohne ihr Essen zu unterbrechen, "Wenn jemand eine nachvollziehbare Absicht verfolgt, dann könnten wir viel eher etwas herausbekommen!"

"Das ist uns bis jetzt aber doch nicht gelungen! Niemandem von uns! Denken wir uns doch irgendeine 'vernünftige' Absicht aus, und versuchen, diese mit den bisherigen Ereignissen zur Deckung zu bringen! - Mir jedenfalls ist das noch nicht gelungen."

"Mir auch nicht." sagt Natalie schnell, und Alfred nickt.

"Das ist noch kein Beweis, daß es keine solche Absicht gibt." stellt Doktor Morton fest.

"Sie meinen, wir alle unterliegen der Einwirkung einer Art semantischem Skotom?" frage ich.

"Was ist das?" fragt Natalie.

"Ein Skotom entsteht durch einen mehr oder weniger begrenzten Ausfall einer Cortexregion oder eines anderen Nervenkomplexes. Beispiel: Das Flimmerskotom, das entsteht, wenn Teile der Netzhaut und der zugehörigen Nerven nicht richtig durchblutet werden. Das sieht dann so aus, als ob Teile des Bildfeldes von einem immateriellen Flimmern bedeckt sind - jedenfall sieht das Auge nicht mehr überall. - Wenn so ein neuronaler Ausfall, etwa durch Minderdurchblutung, woanders passiert, dann sind die Symptome anders. Zum Beispiel: Der Ausfall geschieht im Hinterkopf, im Ozipitallappen. Dort werden die visuellen Informationen schichtweise entschlüsselt, also Konturen erkannt, oder Farben und so weiter. Wenn da etwas ausfällt, dann fehlt auch ein Teil des Bildfeldes, aber der Betroffene merkt das unter Umständen gar nicht. Das ist das merkwürdige, was sich ein Gesunder gar nicht vorstellen kann: Im Bild ist ein Loch, und das Loch ist auch nicht wahrnehmbar."

"Kann man auch die Wahrnehmung des eigenen Hungers so vergessen?" fragt Alfred.

"Man kann. - Aber ich esse schon noch, keine Angst! - Was ich andeuten will ist, daß diese Skotomisierung überall im Cortex passieren kann, und daß sie überall eventuell völlig unbemerkt vor sich gehen kann. - Mal ein ganz extremes Beispiel: Einer von uns könnte jetzt einen kleinen Schlaganfall haben, der nur Cortexregionen betrifft, die etwas mit dem Klavierspielen zu tun haben. - Das ist ein Beispiel, ich weiß nicht, ob das genau so möglich ist! - Die Fähigkeit zum Klavierspielen könnte sich dann unbemerkt davonschleichen, ohne daß der Betroffene diesen Verlust bemerkt. Wenn er das Klavierspielen nicht gerade in seinen Tagesablauf eingebaut hat, kann es lange dauern, bis er merkt, daß ihm etwas fehlt."

"Ist das nicht eine Art sehr intensives Vergessen?" fragt Natalie.

"Im Prinzip ja. Ein Vergessen umfangreicher Kenntnisse, Erinnerungen und Fertigkeiten auf Grund von echten Ausfällen. Das normale Vergessen beruht nicht auf solchen Vorgängen. Man kann aber sagen, daß das normale Vergessen über einen ganz langen Zeitraum sich zu ähnlich drastischen Ausfällen kumuliert - wenn man zum Beispiel jahrzehntelang nicht Klavier spielt, oder ähnlich lang eine bestimmte Sprache nicht spricht, dann sind diese Fähigkeiten weg."

"Ist das nicht alles etwas zu sehr vereinfacht, Herr Homberg?" fragt Doktor Morton.

"Für unseren Zweck reicht es. Was ich damit sage will ist nur, daß es möglich ist, daß eine Erklärung, die quasi vor unserer Nase liegt, von keinem von uns wahrgenommen wird, so, als ob wir alle nicht über die volle Funktionsfähigkeit unseres Großhirns verfügten!"

"Also, was du sagen wolltest ist, daß vielleicht die Lösung vor unserer Nase liegt, wir sie aber nicht sehen! - Das hättest du aber ohne den Umweg über die Neurologie sagen können!" sagt Alfred, "Du kriegst bei uns kein Honorar für jeden Satz!"

"Finde ich auch." pflichtet Natalie ihm bei.

"Der Umweg ist nicht unbedingt unnötig." fahre ich fort, "Es gibt die prinzipielle Möglichkeit, daß der große Unbekannte falsche Fährten auslegt. Unseren Cortex mit 'Skotom-fördernden' Mustern beschickt, wenn wir wieder das neurologische Bild verwenden wollen. Es kann sein, daß wir gezielt auf die falsche Fährte gelockt werden, daß unsere Überlegungen gezielt manipuliert werden, und daß diese Manipulationen genauso schlecht als solche erkennbar sind."

"Ja und? Hast du eine Idee?"

"Wie manipuliert man Leute?"

"Indem man mit ihnen oder zu ihnen spricht! - Oder ein Buch schreibt!" Alfred grinst: "Wolltest du jetzt den Verdacht explizit auf dich selbst lenken, Herwig?"

"Nein, das wollte ich nicht. - Aber es besteht doch die prinzipielle Möglichkeit, oder?"

"Damit sagtst du aber wenig neues."

"Damit deute ich nur einen Ansatz an. Wer kommuniziert auf welche Art mit jedem von uns? - Außer ich selbst, mit meinem Buch, das ja fast jeder gelesen hat."

"Der Alte."

"In sehr vereinfachter Form. 'Bitte alle in die Zentrale' oder so. So kann man nicht viel manipulieren."

"Du denkst jetzt an mehr persönliche Gespräche?"

"Ja."

"Niemand. Niemand ist mit jedem anderen Mitglied der Besatzung gleicherweise kommunikativ verbunden. Wenn ich das mal so ausdrücken darf. Oder hast du eine Idee?"

"Mit einem reden wir alle!"

Alfred sieht mich fragend an.

"Einem erzählst du Dinge, die du niemandem sonst erzählst!" fahre ich fort. "Na?"

Er schielt auf Natalie. Ich enthalte mich jeder Bemerkung.

"Ich weiß nicht ..." beginnt er.

"Der Computer!" sage ich.

"Ach? Da hast du einen konkreten Verdacht?"

"Nein. Aus verschiedenen Gründen nicht. Ich wollte nur mal vorführen, wie die Skotomisierung wirkt, ohne daß einer von uns eine Apoplexie hat. Jeder redet mit dem Computer, aber der ist über alle Zweifel erhaben - und das sogar, obwohl wir alle wissen, daß auch der Computer nicht immer so kooperiert, wie er soll! - Die einfache Frage, wer mit uns allen kommuniziert, haben wir in dieser Runde nicht auf Anhieb gelöst! Und die Antwort war doch weiß Gott einfach genug, oder? - Manche andere Dinge werden ähnlich einfach sein. Die geologische Erklärung der seltsamen Höhlengeometrie um uns herum, die Existenz der Welthöhle, die vergangenen Wechselwirkungen der Welthöhle mit unserer Welt, und das Wirken unseres großen Unbekannten. Ich bin sicher, unser großer Unbekannte hat bereits eine deutlich sichtbare Fährte gelegt. Und sowohl er als auch wir sind zu blöd, sie zu sehen. Später einmal - wenn es für uns ein 'später' gibt - wird es heißen, daß wir das offensichtliche übersehen haben."

"Das ist doch nur eine Vermutung!" sagt Alfred, "Woher willst du wissen, daß der große Unbekannte jetzt schon solche Fehler gemacht hat, die ihn verraten könnten?"

"Weil es ein Mensch ist!"

"Eben hast du noch die prinzipielle Möglichkeit, daß der Computer ..."

"... der von Menschen gebaut ist. Neinnein, das Argument ändert sich nicht. - Ich kenne die Fährten nicht, und sonst auch niemand. Sonst hätten wir das Problem nicht. Ich sage nur: Es spricht alles dafür, daß welche da sind. Und die Struktur unseres Bewußtseins ist ideal dazu geeignet, uns diese Fährten übersehen zu lassen!"

"Da würde ich aber nicht zu sehr drüber reden!" sagt Alfred.

"Warum?"

"Weil ich, wenn ich der große Unbekannte wäre, dann eine Fährte absichtlich legen würde - einen getürkten Hinweis. Das müßte dann der allerdeutlichste sein. Und dann warte ich ab, bis sich irgendjemand zuweit vorwagt, und dann ..." er macht die Geste des Halsabschneidens.

"Danke für den Hinweis!" sage ich, "vielleicht können wir den großen Unbekannten veranlassen, genau das zu tun! - Funktioniert natürlich nur, wenn er nicht einer von uns vieren ist. Oder wer noch etwas von unserem Gespräch aufgeschnappt hat."

"Ihr macht euch zu viele Gedanken," sagt Natalie, "vielleicht ist der große Unbekannte gar nicht darauf aus, uns zu schädigen oder umzubringen! Vielleicht sind ihm ja nur Mißgeschicke passiert!"

"Also wenn du uns so beruhigen willst, dann ist dir das nicht gelungen! Mir ist es relativ egal, ob jemand das Boot aus bösem Vorsatz zum Absaufen bringt, oder weil irgend ein infantiler Streich daneben gegangen ist! Das ist doch beides gleich gefährlich. - Was ist eigentlich mit diesem Medikament, Doktor? Ist es wieder aufgetaucht?" frage ich Mary Morton.

"Nein."

"Wieso interessiert dich gerade das?" fragt Alfred.

"Ist ein gutes Beispiel. Die Schiffssoftware so zu verändern, daß irgendetwas Beunruhigendes passiert, und daß dann letztlich so etwas wie die Sache mit dem Regelzellenventil passiert, das könnte ein danebengegangener Streich sein. Aber dieses Medikament! Nachdem alle gehört haben, wie gefährlich es ist! Einen harmlosen Scherz kann man damit nicht spielen - gar nicht spielen wollen! Jemand, der nur einen harmlosen Scherz damit vorhatte, würde es jetzt heimlich, still und leise zurückbringen, um nicht selbst darauf aufpassen zu müssen. - So ein Teufelszeug versteckt doch keiner unter dem eigenen Kopfkissen!"

"Sie vergessen, daß immer noch die prinzipielle Möglichkeit besteht, daß das Viskositor gar nicht erst an Bord gekommen ist!" sagt Doktor Morton.

"Stimmt. - Also ist das auch kein definitiver Hinweis."

Unser Gespräch wird unterbrochen, weil von einem Nachbartisch brüllendes Gelächter herüberkommt. Cohäuszchen hat da etwas zum besten gegeben, aber wir haben nichts davon verstanden. Merkwürdig - immer, wenn ich das Gefühl habe, daß man sich am Nachbartisch besser amüsiert, fühle ich einen Anflug von Ärger in der Magengrube. Aber das geht vielleicht allen so.

"Ich habe noch ein Beispiel, um ein semantisches Skotom zu demonstrieren!" sage ich, um das Thema wieder aufzunehmen.

"Nämlich?"

"Einfache Frage: Welche Religion hat ein grausames Hinrichtungsinstrument als Wahrzeichen?"

"Das Christentum. Warum?" fragt Alfred.

"Spielverderber!" sage ich, "Die meisten, die ich frage, kommen nicht drauf! - Du bist also prädestiniert, die Grenzen eines semantischen Skotoms als erster zu überschreiten - beruhigend, dich bei uns zu haben."

"Ich werde die Augen jedenfalls aufhalten!" verspricht Seltsam, "Aber diese Fangfrage war wirklich nicht schwer: Du hast es in deinem Buch erwähnt."

"Wirklich? Habe ich ganz vergessen. - Ich glaube, ich werde alt."

Es ist wirklich völlig überflüssig, daß Natalie dazu nickt.

Am anderen Morgen wird es ernst. Wie angekündigt beginnt der Tag, der 8. Februar, mit einer Schiffsversammlung. Eine kurze Schiffsversammlung: Amurdarjew wird von Wellington befragt, ob er irgendetwas über das offensichtliche hinaus über den Spalt sagen kann. Das ist natürlich nicht der Fall. Was er inzwischen weiß ist, in welchem Maße die Strömung in den Spalt hinein abnimmt:

"Zwischen gestern abend und heute morgen müssen es etwa ein drittel Prozent sein. Man kann es aus den automatischen Manöverkorrekturen des Bootes ablesen. - Aber Strömungen zu messen ist immer eine ungenaue Angelegenheit."

"Abnahme der Strömung?" fragt Wellington.

"Ja."

"Und ist die Abnahme zeitlinear?"

"Tut mir leid. Dazu kann man noch nichts sagen."

"Irgendwelche Ideen, woran es liegen könnte?"

Das ist natürlich nicht der Fall. Außer der allgemeinen Idee, daß dieser Wasserstrom von 15 Kubikmetern pro Sekunde irgendwie in die Welthöhle gelangen könnte - wohin auch sonst - kann man nichts sagen. Und die Abnahme läßt darauf schließen, daß es irgendwelche Parameter gibt, die sich in einigen Monaten deutlich ändern, denn die derzeitige Abnahme von einem Prozent pro 24 Stunden würde in drei Monaten zu einem völligen Versiegen dieses Stromes führen.

Andererseits heißt das auch, daß in einem ähnlichen Zeitabstand solche Strömungen sich vielleicht verdoppeln könnten!

Zum Manöverieren ist der Spalt groß genug, es wird sogar möglich sein, das Boot die meiste Zeit auf ebenem Kiel zu halten, im Gegensatz zu meiner ersten Einschätzung. Nur ist eben die Frage, ob die Strömung das Manöverieren in diesem beengten Raum nicht zu gefährlich macht. Bei diesem Außendruck möchte man natürlich vermeiden, daß das Boot irgendwo anstößt, und sei es auch noch so leicht.

"Driftströmungen dürften in diesem Spalt überall dort, wo das Boot hinkann, in der Größenordnung von 2 bis 4 Zentimetern pro Sekunde liegen, mehr nicht." teilt Amerlingen uns mit, "Es hört sich wenig an. Aber es stört, wenn man präzise steuern will."

"Kollisionen mit den Felsen geschehen dann doch höchstens mit diesem Tempo?" fragt Cohäuszchen.

"Wenn wir das Boot treiben lassen würden. Aber wir wollen uns ja, wo möglich, schneller als das bewegen. Und wenn dann das Boot durch diese schwache Strömung abgelenkt wird, dann ist eine Felsenberührung auch bei höherer Geschwindigkeit möglich."

"Dann müssen wir uns eben verdammt vorsichtig bewegen!" sagt Cohäuszchen.

"Das ist eine verdammt gute Idee." sagt Amerlingen, und es ist nicht zu erkennen, ob er das sarkastisch meint.

Wir kommen überein, die Einfahrt zu versuchen. Schon vor 9 Uhr geht die Versammlung auseinander, und jeder begibt sich an seinen Platz.

Wahrscheinlich wäre es ohne Rechnerhilfe gar nicht möglich, hier ohne Wandberührung zu operieren. So aber scheint das Manöver leicht und elegant, und nur die Nähe der vorbeiziehenden Felsen unterscheidet die Fahrt von den letzten Tagen. Die Geometrie der Spalte ist unübersichtlich und in keiner Weise regelmäßig. Amurdarjew zeigt uns immer wieder, was er für Schleifspuren hält. Er muß wohl etwas von der geologischen Feldarbeit verstehen, denke ich, denn an vielen Stellen, die er uns als bemerkenswert andeutet, sehe ich nicht das geringste.

"Überhaupt keine scharfen Kanten hier!" sagt er, "Wenn man von den formgebenden Kräften nichts weiß, dann ist es meistens ein guter Ansatz, anzunehmen, daß solche Formen fraktaler Natur sind. Das sind sie hier nicht: Wenn man einen Teil dieser Felswand verkleinert, dann kommt man zu Formen, die man in dieser Spalte nicht mehr findet. Das würde zwei Gründe haben können: Anschmelzen oder Anschleifen."

"Und an Anschmelzen glaubst du nicht?" frage ich.

"Nein. Diese Spalte ist durch einen Bruchvorgang entstanden. Das sieht man, nicht? Gut. Wenn so eine Bruchspalte im Nachherein anschmelzen sollte, dann ist nicht einzusehen, wieso das Anschmelzen nur die Bruchkanten betreffen sollte."

"Wenn nicht hier etwas durchgeflossen ist, was das Anschmelzen bewirkt hat!"

"Ja. Das Anschmelzen als Ganzes will ich ausschließen. Bleibt nur das Durchfließen von heißem Material, was das Schmelzen bewirkt hat, oder von Material, das so schnell fließt, daß es die Spalte durch Abschleifen weiter formt. Und das ist es, was ich glaube. Aus einer ganzen Reihe von Gründen."

"Die Schleifspuren und der veränderliche Wasserstrom?" frage ich.

"Ja. - Und es beunruhigt mich."

"Warum?"

"Weil das vielleicht häufiger passieren könnte als es uns lieb sein kann."

"Das hättest du vorhin in der Versammlung auch deutlicher sagen können!"

Im Laufe der nächsten Zeit wird der Spalt niemals so schmal, daß das Boot sich querlegen oder gar eine steile Nicklage einnehmen muß. Auch das spricht für gelegentlich heftigere Strömungen: Enge Teile des Spaltenquerschnittes wurden wirksamer ausgehobelt.

Ein anderer Grund ist aber genauso wichtig: Die Länge des Spaltes, also seine horizontale Ausdehnung. Sie beträgt einige hundert Meter. Das bewirkt zum einen, daß die Driftströmung des Wassers geringer ist als erwartet, und daß Stellen, die doch zu eng sind, immer wieder umfahren werden können.

Der Spalt endet in beiden Richtungen ziemlich abrupt. Das ganze sieht aus, sagt Amurdarjew, als sei ein ganzer Felsblock von einigen hundert Metern Kantenlänge ausgebrochen und habe sich von dieser Bruchposition nicht weit entfernt.

Um 10 Uhr haben wir eine Tiefe von 15400 Meter - eine Eifelturmlänge über unserer letzten Übernachtungsposition. Die Spannung legt sich. Um 10:30 Uhr sind es dann 15200 Meter. Cohäuszchen ist dicht davor, sich schon wieder in die Privatangelegenheiten anderer Leute zu mischen:

"Ist Alfred im hinteren Labor?" fragt er Natalie beiläufig. "Woher soll ich das wissen?" fragt sie mürrisch zurück.

"Ich meine ja nur ..."

Wir erfahren nicht mehr, was Cohäuszchen meint. "Donnerwetter!" sagt Carola ungläubig.

"Was ist?" frage ich.

"Die Systemauslastung geht rauf. Da geschieht etwas! - Hat einer von euch etwas veranlaßt?"

Keiner von uns fühlt sich schuldig. "Geht's schon an die Substanz?"

"An Antwortszeiten wirst du es vielleicht noch nicht merken, aber es fehlt nicht mehr viel, und die Videodaten können nicht mehr komprimiert werden!"

"Dann werden sie eben unkomprimiert gespeichert." sagt Cohäuszchen.

"Du weißt nicht, was du redest! Das Schreiben solcher Datenmengen in die Archivspeicher kostet genausoviel, und die CPU-Kapazität dazu wird dann auch nicht mehr zur Verfügung stehen."

"Wie sieht es mit den Realtime-Prozessen aus?"

"Die sollten ungestört laufen. - Merkwürdig. Jetzt geht's wieder runter. Seht doch! Die CPU-Schlangen werden wieder abgebaut."

"Wir hatten doch schon häufiger solche Belastungsspitzen, oder?" frage ich.

"Aber so viel? Und alle Prozesse unsichtbar."

"Der Supersuperuser." sage ich, "eigentlich müßte man doch mal nachsehen, wer wo im Schiff seine Finger auf welcher Tastatur hat!"

"Da wirst du kein Glück haben. Was immer eben geschehen ist - es war darauf angelegt, daß es schnell vorbei ist. Außerdem wird unser großer Unbekannter solche Fehler nicht machen: Der hat schon längst wieder die Finger von der Konsole weg."

Es wird 10:40 Uhr. Unser Adrenalinspiegel geht wieder auf normal zurück. Vielleicht hat Carola auch überreagiert. Sie war ja schon häufiger während dieser Reise unter starkem Streß.

"Ich glaube, 50 Meter über uns scheint der Spalt zu Ende zu gehen." sagt Amurdarjew, "Jedenfalls sieht es von hier so aus."

Bevor jemand anderes etwas sagen kann, springt auf allen Bildschirmen eine Dialogbox auf:


        SUPERVISOR CRASH PRIORITY MESSAGE:

        SUPERVISOR CONTROLLED MANEUVER

        ATTENTION!

        MANUAL BOAT MANEUVER CONTROL IS

        BEING DISABLED FOR 120 MINUTES.

        MAINTENANCE ACTIVITIES IN PROGRESS.

"Was soll denn das heißen?" frage ich. Die anderen sind mindestens genauso verblüfft.

Natürlich kommt die Nachfrage aus der Zentrale sofort. Und natürlich können wir wenig Hilfreiches antworten. Wir erfahren, daß die Behauptung der Dialogbox den Tatsachen entspricht: Alle Vortriebsmaschinen und damit jede Ruderwirkung sind gestoppt worden, jede Pumpaktivität in die Regelzellen oder in die Trimmtanks ist zum Erliegen gekommen. Das Steuerungsprogramm verweigert jede Annahme von irgendwelchen Manöveranweisungen, sowohl direkte manuelle Eingaben als auch automatische Steuerung, etwa durch das Trägheitsnavigationsprogramm.

Die CHARMION treibt mit der Beweglichkeit einer hohlen Konservendose dahin!

"Maintenance Activities," sage ich, "das glaube, wer will. Das ist nicht ein neues Feature des Systems. Dann wäre es möglich, sich über die Natur dieser 'maintenance activities' Auskunft zu verschaffen. Oder kannst du das, Carola?"

"Ich versuche es. Aber in Sachen Schiffssteuerung werden die in der Zentrale rascher zu einem Ergebnis kommen!"

Sie hackt auf der Tastatur herum, während ich SISC und Navigationsprogramm studiere. Die CHARMION treibt mit dem schwachen Strom weiter nach oben - sie war gerade vollständig ausgeregelt und deshalb gleicht sich ihre Geschwindigkeit der Strömung an. Das wäre nicht so schlimm - aber das Boot hält sich, solange es 'Toter Mann' spielt, nicht aktiv von den Felswänden fern. Wir alle warten deshalb mehr oder weniger auf den ersten Kontakt.

Um 10:50 ist es dann soweit. Die Tiefe ist 15130 Meter. Die hervorragend schalldämpfende Bauweise der CHARMION bewirkt, daß ein unaufmerksamer Zuhörer das dumpfe und leise Knirschen, das von allen Seiten und zugleich von nirgendwo zu kommen scheint, vielleicht zunächst gar nicht bemerken würde. Aber es ist nicht nur dieses bedrohliche Geräusch: Ganz langsam legt sich das Boot zur Steuerbordseite schräg, vielleicht nur zwei Grad, um dann ebenso gemächlich wieder auf ebenen Kiel zu kommen. Wir sind durch die normale Bootslageregelung verwöhnt - wenn die Geometrie der äußeren Höhlen es nicht erzwingt, dann liegt die CHARMION meistens wie ein Brett auf ebenem Kiel. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.

Das demonstriert uns besser als jede Vorlesung in Maschinenbau und theoretischer Mechanik, daß ein U-Boot im allgemeinen ein sehr unstabiles Schiff ist. Die ganze Lagestabilität der CHARMION ist eine Leistung ihrer Bordrechner. Gerade, daß ihr Schwerpunkt im Moment etwas tiefer ist als der Schwerpunkt des verdrängten Wassers. Wäre es nicht so, dann würde sich das Boot jetzt langsam, aber unaufhaltsam auf den Kopf stellen!

Dieses Knirschen wiederholt sich in den nächsten Minuten immer wieder, ebenso hört das Boot mit seinen seichten Schwankungen nicht auf. Mal ist der Felskontakt an der Backbordseite, mal an der Steuerbordseite. Und auf allen Bildschirmen die ständige Dialogbox, die die Minuten unserer erzwungenen Manöverierunfähigkeit herunterzählt, so, als ob uns jemand sagen wollte: 'Seht her! Wer ist jetzt der Stärkere?"

Immerhin denke ich, daß keine unmittelbare Gefahr droht. Die Kollisionsschienen werden das Boot vor wirklich ernsthaften Beschädigungen schützen - die sind für solche leichte Kollisionen ausgelegt. Andererseits, auch, wenn der Eindruck der Sachtheit dieser Kollisionen sich aufdrängt, so darf man nicht vergessen, daß ein Körper mit einer Masse von 1700 Tonnen ganz erheblichen Kräften ausgesetzt ist, wenn er nur leicht gebremst wird: 2 Zentimeter pro Sekunde in einer fünftel Sekunde auf Null abzubremsen benötigt eine Kraft von 17 Tonnen. Und das ist eine zusätzliche anisotrope Kraft auf unseren hochbelasteten Druckkörper!

Die Tiefe nimmt langsam weiter ab. Die Umgebungsdarstellung funktioniert nach wie vor, und so können wir rasch feststellen, daß diese Spalte wirklich eine Sackgasse ist: Auf ihrer gesamten Länge endet sie in einer Tiefe von etwa 15100 Metern mit einer ebenen Höhlendecke. Diese ist über uns längst in den Bereich der Scheinwerfer gerückt.

"Die Strömung muß in den seitlichen Ritzen unter dieser Höhlendecke verschwinden," sagt Gerald, "Da müßte man doch eigentlich etwas hören!"

Er hat recht: Die Höhlendecke schließt den Spalt nicht bündig ab, sondern da sind überall deutliche Ritzen, deren Breite zwischen Null und 15 Zentimeter variiert.

"Nicht unbedingt," sage ich, "bei dem Druck ist Kavitation unwahrscheinlich, und für Wirbel mit deutlicher Geräuschentwicklung ist die Strömung noch zu schwach! - Aber die Echolotaufzeichnungen werden in der Tat durch diese Ritzenströmungen gestört."

"Kann sein. Aber diese Strömung - das sind stellenweise Meter pro Sekunde!" widerspricht Amurdarjew, "schließlich müssen auf der gesamten Länge des Spaltes 15 Kubikmeter pro Sekunde verschwinden!"

"Naja, vielleicht hören wir auch etwas, sowie das Boot endlich still liegt! Im Moment kratzen wir ja selbst ganz schön auf den Wänden herum - da kann man schwächere Signale nicht nachweisen."

"Also ich krieg's nicht raus, was da los ist, und in der Zentrale sind sie genauso hilflos." sagt Carola, "Wir können nur abwarten. Meinst du, daß es sich um eine neue Teufelei des großen Unbekannten handelt? - Bin neugierig, was jetzt noch kommt!"

"Wieso? Das Boot treibt manöverierunfähig! Reicht dir das noch nicht? - Meiner Meinung nach können wir ziemlich sicher sein, daß es sich um eine neue Sondervorstellung des großen Unbekannten handelt, und nicht um eine reguläre Systemaktion."

Carola nickt nur und sagt nichts. Solange niemand etwas sagt, sind die dumpfen Schürfgeräusche deutlich zu hören.

Die Rundspruchanlage meldet sich: "Hier spricht der Käptn. Solange wir nicht manöverieren können, bitte ich alle, sich vorsichtshalber anzuschnallen. Das wäre alles. Danke."

"Ist das denn nötig? Das Boot bewegt sich doch kaum!" sagt Edwin.

"Er hat schon recht," sage ich, als ich mich auf meinem Sitz festschnalle, "denn das kann sich ja jede Sekunde ändern. Und wir haben nicht den mindesten Einfluß darauf!"

Einige Minuten lang wird kaum etwas gesprochen. Das Boot bewegt sich im Zentimetertempo, und die Reibung mit der Felswand bremst es sogar noch unter die Geschwindigkeit der schwachen Wasserströmung ab. Zeitweise scheint es sich überhaupt nicht zu bewegen, und ich denke, daß das Risiko, sich ungesichert durch das Schiff zu bewegen, nicht allzu groß wäre. Gerald bringt es fertig, in den Pausen, in denen der Kontakt Boot-Felswand mal gerade kein Geräusch macht, Fremdgeräusche einzufangen. Aber ob es wirklich Geräusche sind, die nicht mittelbar durch die Anwesenheit des Bootes bewirkt werden, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es hört sich wie ein gelegentliches, dumpfes Knirschen an - das ist nicht genau das, was ich erwarten würde, wenn ich an das Wasser denke, das hier zwischen Ritzen verschwindet.

Dann setzt sich Sydekum aus der Zentrale mit uns in Verbindung. Ihm ist der Nachweis schwacher Infraschallwellen gelungen. Die kann man natürlich definitionsgemäß nicht direkt hörbar machen, aber wir können uns in einem Fenster auf dem Bildschirm die Oszillogramme ansehen - die natürlich reichlich nichtssagend sind.

"Es gibt" sagt Gerald, "gewisse Anzeichen für bevorstehende Erdbeben. Unter manchen Umständen gehören Infraschallsignale dazu."

"Du kannst uns wirklich Mut machen!" sage ich.

"Ich glaube nicht an Erdbeben. Nicht hier. Aber diese Singnale sind offenbar da!"

"Natürlich sind sie da, wenn man sie aufnehmen kann! - Kann man sie schneller wiedergeben, sodaß sie auch hörbar werden?" frage ich. Das ist keine dumme Frage - natürlich kann man das tun, die Frage ist nur, ob das mit vernünftigem Aufwand schnell erreichbar ist.

Es ist schnell erreichbar, und das, was wir so zu hören bekommen, als wir diese Geräusche mit einem Faktor von 5, 10, 20 oder 50 beschleunigt wiedergeben ist - auch ein Knirschen.

"Selbstähnliche Geräusche. War fast zu erwarten." sage ich.

Erst um 11:35 Uhr kommen wir in 15100 Metern Tiefe an der Spaltdecke an. Das Boot kommt endlich zur Ruhe, und von nun an können wir die akustischen Messungen ohne selbsterzeugte Störungen machen. Das Boot selber hat bescheidene 5 Grad Schlagseite angenommen, und der Nickwinkel ist 2 Grad nach vorne. Stört fast gar nicht. Die meisten sind der Meinung, daß man sich eigentlich gefahrlos von den Sitzen losschnallen könnte, und es dauert auch nicht mehr lange, bis Wellington eine entsprechende Order gibt. Es gibt nur eins, was stört - die Dialogbox. Sie sagt immer noch auf allen Bildschirmen das gleiche:


        SUPERVISOR CRASH PRIORITY MESSAGE:

        SUPERVISOR CONTROLLED MANEUVER

        ATTENTION!

        MANUAL BOAT MANEUVER CONTROL IS

        BEING DISABLED FOR 64 MINUTES.

        MAINTENANCE ACTIVITIES IN PROGRESS.

"Ob wir wirklich das Boot wieder steuern können, wenn diese Zeit rum ist?" überlegt sich Carola, "Wenn das wirklich eine Aktion des großen Unbekannten ist, könnte er uns beliebig lange zappeln lassen! - Er könnte zum Schluß sagen: Ätsch, jetzt gibt es noch einmal 60 Minuten Zwangspause!"

"Am besten erzählst du das im ganzen Schiff herum, damit er wirklich auf diese Idee kommt und sich dafür nicht selber anstrengen muß!" schlage ich vor.

"Immerhin ist die restliche Zeit gerade lang genug fürs Mittagessen. Dagegen spricht doch jetzt nichts, oder?"

Carola steht als erste auf, aber die anderen haben nur drauf gewartet. Es dauert nicht lange, bis der größte Teil der Besatzung sich in der Kantine wiederfindet. Dabei sollten wir uns eigentlich noch genauer um die auffangbaren Geräusche kümmern, und die Ritzen, die ganz in der Nähe des Bootes verstärkt das Wasser aus dem Spalt heraussaugen, genauer untersuchen. Aber das können wir vermutlich auch dann tun, wenn das Boot wieder einsatzbereit ist. Es scheint niemanden besonders zu stören, daß wir in den nächsten 60 Minuten in einer besonders schlechten Situation sind, wenn doch noch etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. Das Gefahrenbewußtsein ist sehr gesunken, stelle ich fest. Um ein altes Sprichwort zu zitieren: 'Der Mensch gewöhnt sich an allem - auch am Dativ.'

Vielleicht ist das Gefahrenbewußtsein tatsächlich gesunken - aber kaum, daß wir zehn Minuten beim Essen sitzen, brechen plötzlich gleichzeitig alle Gespräche ab. Jeder sieht den Gegenüber an. Äußerlich scheint ja gar nichts geschehen zu sein.

Aber ich merke es auch: Das Boot, das von der schwachen Strömung gegen die Spaltdecke gedrückt wird und sich deshalb überhaupt nicht nicht bewegen sollte, hat sich bewegt - unmerklich, aber unser Gleichgewichtssinn kennt dieses Boot bereits genau genug, um auch diese seichten Bewegungen wahrzunehmen. Gerald steht wieder auf, um zu seinem Arbeitsplatz zu gehen. Fünf Minuten später, in denen sich dieses schwache, Schwindel-artige Gefühl zwei- oder dreimal wiederholt hat, ist er wieder da.

"Kleine Sensation!" sagt er.

"Was denn?" fragt jemand im Raum. Alle hören ihm zu.

"Die Strömung draußen. Sie hat vorübergehend stark abgenommen und war zeitweise sehr ungleichmäßig."

"Und was schließt du daraus?" frage ich.

"Daß die Strömung vorübergehend stark abgenommen hat und zeitweise sehr ungleichmäßig war!"

"Nein, im Ernst! Das war doch bis jetzt noch nicht der Fall!"

"Ich rede im Ernst. Mehr als beobachten können wir nicht. Und solange wir im Oesophagus maximus waren, hätten wir eine vorübergehende Abnahme der Strömung während der Fahrt gar nicht messen können, weil wir uns dort ständig bewegt haben und die Strömung geringer war. Es kann also häufiger passieren."

"Es beunruhigt mich doch. Was ist mit dem Boot? Ist es freigekommen?"

"Kurzzeitig. Aber in der Zentrale paßt ja jemand auf."

"Das ist auch alles, was die da machen können! - Tun können sie nichts."

"Nun reg dich nicht auf und iß weiter! Die Strömung war wirklich nur für wenige Sekunden schwächer - das war alles! Jetzt ist sie wieder fast auf ihrem vorherigen Wert."

Bei dieser Aussage ist mir überhaupt nicht wohl. Es fühlt sich unphysikalisch an. Genauso, als ob man am Ufer eines Flusses sitzt, und dieser versiegt in wenigen Minuten. Dem würde ich auch nachgehen wollen.

"Wir messen alles genauer nach, wenn das Boot wieder manöverierfähig ist." sagt Gerald mit vollem Mund.

Wenn - denke ich. "Hier unten geschieht doch nichts. Änderungen - chemische, thermische, geologische - spielen sich auf einer enorm langen Zeitskala ab. Da ist kein Platz für kurzfristige Strömungsänderungen."

"Jaja. Wir werden es schon noch herausfinden. Ich würde mir jetzt keine Sorgen machen über das, was wir sowieso nicht beeinflussen können." sagt Gerald, immer noch mit vollem Mund.

Laß ihn doch sich Sorgen machen! - Solange Herwig sich Sorgen macht, spricht er nicht über sein Lieblingsthema, über die Überbevölkerung!" mischt Cohäuszchen sich ein.

"Das ist nicht mein Lieblingsthema!"

"Doch, doch! In deinem Buch hast du in jedem zweiten Satz ..."

Wir erfahren nicht mehr, was in meinem Buch nach Günther's Meinung in jedem zweiten Satz drinstehen soll. Ein dumpfes Grollen setzt an. Es kommt von allen Seiten. Und es muß laut sein, wenn ich daran denke, wie sehr dieses Boot den Schall von außen dämpft.


Copyright © Josella Simone Playton 2000-09-15 14:00:00



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