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50. Vorboten

Wie geplant geht es am nächsten Tag weiter. Endlich. Zwar merkt man kaum etwas davon, daß das Boot sich wieder bewegt, wenn man nicht gerade den SISC ansieht, oder auf anderen Bildschirmen Außenaufnahmen verfolgt, aber das bloße Wissen um Bewegung verschafft ein Gefühl der Erleichterung. Als ob einem eine frische Brise um die Nase weht.

Unsere derzeitige Tiefe von 6700 Metern vergrößern wir zunächst nicht wesentlich, weil wir mehrere verzweigte Höhlenstränge abfahren. Der einzige Anschluß an die alten Navigationsdaten, soweit sie die Höhlengeometrie betreffen, wird durch die Erinnerungen der damaligen Zentralebesatzung gebildet. Und die ist natürlich alles andere als exakt.

Am Abend haben wir, nach Dutzenden zurückgelegter Kilometer, gerade eine Tiefe von 7050 Metern erreicht, als wir um kurz nach 17 Uhr eine feste Position einnehmen. Es gibt keine weiteren Probleme, und auch die letzten salzwassergetränkten Klamotten finden ihren Weg in die Waschmaschinen des Schiffes.

Ich wasche meinen Krempel natürlich getrennt von Natalie's Sachen. Was immer sie damals andeuten wollte, darauf lasse ich mich gar nicht ein: Wenn man wäschemäßig zusammenwirft, dann endet das damit, daß man mehr Arbeit hat, einem aber vorgeworfen wird, daß man weniger als den eigenen Anteil dieser Arbeit erledigt. Gerade, wenn man so unterschiedliche Garderoben hat - diese Fummel, die Natalie mitgenommen hat, angemessen für ein U-Boot, meinte sie ja, weil platzsparend - die haben doch alle ihre eigene Waschtemperatur. Da lasse ich die Finger von. Das ist hier ein U-Boot, und keine Großwäscherei mit mir als Chefwäscherin.

Im Gegensatz zu gestern abend ist die Stimmung in der Kantine gedämpfter. Man spürt die gewisse Unruhe. Was wird der große Unbekannte als nächstes unternehmen? Und werden wir es überleben? Im Gegensatz zu gestern abend wird das Thema auch kaum angesprochen.

Am nächsten Morgen, dem 15. Tag der Expedition, einem Donnerstag, geht es schon um 8 Uhr weiter. Nur zwei Stunden später beginnen wir mit der Abfahrt durch eine sehr schräge und enge Spalte, die das Boot zu einem sehr großen Nickwinkel zwingt. Nicht nur ich werde an die Schräglage erinnert, in der das Boot noch vor kurzer Zeit gefangen war. Immerhin erreichen wir zeitweise eine sehr hohe Sinkgeschwindigkeit. Um 10 Uhr hatten wir noch eine Tiefe von 7100 Meter, um 11 Uhr sind es bereits 8000 Meter, und um 12 Uhr 8700 Meter. Dann geraten wir wieder in eine Gegend, in der es mehrere alternative Verzweigungen der Höhle gibt, von denen die meisten Sackgassen bilden. Bis 15 Uhr kommen wir praktisch gar nicht voran, dann finden wir wieder Abzweigungen, die sich in noch größere Tiefen verfolgen lassen. Um 18 Uhr machen wir in 9100 Metern Tiefe fest. Mehr als 2000 Meter Höhenunterschied - nicht schlecht für bloß einen Tag.

Abends in der Kantine versuche ich, an den Gesichtern abzulesen, wer sich mehr Sorgen über den Wasserdruck macht, und wer den großen Unbekannten für das größere Problem hält. Die Gewichte verschieben sich jedenfalls - Carola hat mir verraten, daß mit zunehmender Tiefe das Streßanalyseprogramm immer häufiger aufgerufen wird. Auch ich habe es schon getan. Und dann habe ich plötzlich einen albernen Verdacht gehabt: Dieses Programm gaukelt uns etwas vor. Schöne Grafiken mit getürkten Zahlen, damit niemand merkt, wie nahe das Boot schon dem endgültigen Versagen ist. Andererseits kann ich nicht glauben, daß jemand dann soviel Arbeit investiert haben sollte.

Die Grafiken zeigen das, was man, wenn man aufmerksam ist, auch mit den bloßen Sinnesorganen feststellen kann: Das Boot ist kleiner geworden, in den linearen Abmessungen um etwa ein Prozent. Das war eine der Design-Entscheidungen bei der Konstruktion dieses Bootes: Die Volumenelastizität sollte gerade der des Wassers entsprechen, und das bei jedem Druck. Auf diese Weise bleibt nämlich der Auftrieb des Bootes unabhängig von der Wassertiefe, was das Manöverieren ungemein erleichtert und viel Wasserpumpen in die Regelzellen hinein und aus ihnen heraus einspart.

Für den Druckkörper alleine wäre dieses konstruktiv ja nicht schwer zu erreichen gewesen. Problematisch war, daß auch die Inneneinrichtungen, also Decks, Schotts und Spantenscheiben, der Geometrieänderung folgen und dabei noch gleichmäßige Kräfte von innen auf den Druckkörper ausüben müssen. Aber auch alle größeren Aggregate müssen so montiert sein, daß Platz zwischen ihnen ist, wenn sie sich aufeinander zu bewegen. - Dieses Boot ist nicht umsonst so teuer! Inzwischen ist mir klar, daß in dieses Boot weit mehr Denkarbeit investiert worden ist als in die erste Mondlandung. Mit was für einem lächerlich geringen Druck mußten die Designer der Apollo-Raumschiffe sich herumschlagen!

Am Abend dieses Tages fragt mich Gabi Gohlmann, als wir zufällig auf dem Kabinengang aneinander vorbei müssen, was ich vorhabe. Dabei fällt mir auf, wie sehr ich ihren Verführungsversuch kurz vor dem Wassereinbruch verdrängt habe. Und auch jetzt ist die Assoziation mit dieser Katastrophe noch zu stark, und ich gebe vor, müde zu sein. Dabei sehe ich sie länger an als unbedingt nötig - das kann ich mir leisten, weil Natalie nicht in Sichtweite ist. Sie sieht mich auch länger an als nötig und strafft ihre Haltung. Ich grinse schief und trolle mich.

Die Sache ist noch offen, denke ich mir. Aber warum eigentlich nicht? Andere haben im Laufe ihres Lebens so viele verschiedene sexuelle Kontakte. Nicht, daß es mir abginge. Aber warum soll ich den Mönch spielen, wenn sich etwas ergibt? Man soll die Frauen feiern wie sie fallen, heißt es im Volksmund.

Den Gedanken verfolge ich im Bett noch weiter. Dabei stelle ich fest, daß ich in Gefahr gerate, in dieser Hinsicht die Übersicht zu verlieren - gerade ich! Vor Irene war nichts. Irene war Nummer eins. Nummer zwei war schon Charmion. Da aber waren da noch so ein paar kleine Begebenheiten, während wir in der Welthöhle waren. Die waren nicht so wichtig, und ich müßte schon mein eigenes Buch lesen, um die alle zusammenzubringen. Dann, nach der Welthöhle, wieder eine Periode ehelicher Treue. Bis Natalie. Mit Gabi war noch nichts, aber irgendwie erscheint mir das jetzt fast zwangsläufig.

'Zwangsläufig', denke ich im Einschlafen, ist das nicht ein Wortspiel? Freie Übersetzung von 'nymphoman'? Aber nicht Gabi. Nicht mehr als jede andere.

Freitag, der 29. Januar 1999. Routinekreuzen und Suchen. Wo geht es weiter, wo nicht? Wir schaffen nicht sehr viel, aber wir sehen viele neue Höhlen. In einer davon kommt das Boot sehr schnell zum Stillstand, obwohl wir uns von allen Wänden weit entfernt befinden. Es ist 14:30 Uhr, und unsere Tiefe ist 9220 Meter.

Wir haben es nicht gehört, aber Eugen Serpinski hat etwas gesehen und sich sofort an die Zentrale gewandt. Wenig später ist er selbst in der Zentrale, und dann kommt er zu uns, um uns aufzuklären. Wir sehen ihn selten hier, denn er liebt es, alleine in seiner Kabine zu arbeiten, so beengt man da auch ist.

Das Boot setzt langsam nur wenige Meter zurück. Die Höhle, in der wir uns befinden, bildet eine 600 Meter lange Halle, die 30 Meter hoch und 45 Meter weit ist. Die Decke ist gewölbeartig, der Boden besteht aus ebenem Geröll, das, wie uns Amurdarjew sehr schnell und ungefragt versichert, auch nicht hier entstanden sein kann.

"Das da," sagt Eugen Serpinski, "das ist mir aufgefallen."

"Was?" Wir beugen uns vor. Serpinski hat die Außenkameras in eine bestimmte Richtung unter dem Boden des Bootes gelenkt, und wir sehen nichts als Geröll. "Was? Das sind doch nur Steine!" Gabi scheut sich nicht, das offensichtliche auszusprechen, auch wenn es sich irgendwann als falsch erweisen sollte.

"Der längliche da, mit den dicken Enden!" Serpinski zeigt, welchen er meint.

"Wenn Sie implizieren wollen, daß - nein, das kann nicht sein!" sagt Reinhardt. Mir ist klar, warum es nicht sein kann: Reinhardt hat es nicht als erster entdeckt, wie es sich für den größten Paläontologen aller Zeiten gehört.

"Sehen Sie nicht die Muskelansätze?" fragt Serpinski, "Sehen Sie genau hin. Und diese dunklen Stellen da, das waren mal Löcher. Da gingen Aterien durch!"

Reinhardt sieht genau hin. Für mich sieht der Stein - abgesehen von seiner nur unwesentlich ungewöhnlichen Form - wie jeder andere Stein in dieser Gegend aus. Dieselbe Farbe, dieselbe Oberflächenstruktur.

Reinhardt protestiert jetzt nicht mehr gleich. Das ist bei ihm so etwas wie feurige Zustimmung. Tatsächlich, er bringt's fertig: "Es könnte sein ..."

Dann übernimmt er die Initiative: "Wo einer ist, sind auch noch mehr!" Er wendet sich an die Zentrale: Haben wir Zeit genug, um diese Höhle noch etwas abzusuchen?

Wir haben. Wellington macht aber klar, daß er dabei das Boot etwas in der Höhle hin- und herbewegen möchte, weil er vermeiden will, daß unsere aufsteigende Wärme wieder irgend etwas in der Höhlendecke über uns lockert.

"Wie groß ist denn das?" fragt Gabi, "Man hat ja keine Vergleiche!" Wir kriegen raus, daß der Stein etwa 1.80 Meter lang sein muß.

Bis 19 Uhr wird die ganze Höhle vermessen und aufgenommen. Ergebnis: sieben Steine, die Knochen sein könnten. Alle recht groß, und alle, wenn es tatsächlich Knochen sind, von einer Spezies, die unbekannt ist. Reinhardt kennt tatsächlich viele Knochenfunde sehr genau, und trotzdem gelingt es ihm nicht, diese Steine zu klassifizieren - was ihn selbst vielleicht am meisten ärgert.

Serpinski kann es auch nicht. Mit Klassifikation beschäftigt er sich nicht sehr gerne. Wenigstens gibt es kein Streitgespräch mit Alfred Seltsam, weil dieser sich um Natalie bemüht und ihr die Grundlagen der Evolutionstheorie erklärt - als ob eine Biologin nichts davon wüßte! Als ich die beiden ansehe, sieht Gabi mich an, und in ihren Blicken ist eine nur zu deutliche Aufforderung. Kann man kaum noch ignorieren.

Serpinski äußert den Wunsch, einen dieser Steine durch ein seismisches Torpedo zu zersprengen, damit wir die Bruchflächen begutachten können. "Nein." ist Wellington's kurze aber entschiedene Antwort. Sicherheit geht vor.

Wir werden also nicht mehr rauskriegen als wir jetzt schon wissen.

"Merkwürdig, daß es hier Großreptilien gegeben haben soll!" sage ich, "Immerhin sind diese Höhlen als Habitat für diese Tiere doch denkbar wenig geeignet - selbst, als sie noch nicht unter Wasser gestanden haben. - Wenn das wirklich einmal der Fall war."

"Jetzt kommt er gleich wieder mit seinem Lieblingsthema" bemerkt Edwin.

"Herwig erklärt nämlich alles mit Überbevölkerungsproblemen!" setzt Carola hinzu, für diejenigen, die es noch nicht wissen sollten.

"Diese Bemerkung ist absolut unnötig." protestiere ich, "Außerdem ist es so. Bevölkerungsdruck spielt eine Rolle, wenn eine Spezies anfängt, in ein ungeeignetes Habitat einzumarschieren und sich dann im Laufe der folgenden Jahrmillionen vermöge der normalen Evolutionsmechanismen diesem Habitat anzupassen. Dieser Spruch mit 'Seht die Vögel unter dem Himmel - sie sähen nicht und sie ernten nicht, aber der Herr ernährt sie doch!' ist eine große Augenwischerei. Die Vögel, also die Spezies, die die Anpassung nicht geschafft haben und die deshalb ausgestorben sind, die sieht man nämlich nicht. Wißt ihr, wieviele potentielle Entwicklungen der Evolution es einfach nicht geschafft haben, in die Existenz zu gelangen?"

"Seht ihr!" grinst Carola, "Man braucht das Thema nur anzuschneiden, und Herwig verwandelt sich in einen Öko-Redner!"

"Ich bin kein Ökoredner. Ich habe mit den Ökopaxen überhaupt nichts zu tun. - schon gar nicht mit denen, die wir gemeinsam kennen, Carola - denk an den Roland mit seinen vier Kindern! - Wenn man vier Kinder hat, kann grün nur eine Tarnfarbe sein. In wirklichkeit ist das Ökoterrorismus!"

Es gibt stärkeren Widerspruch, und mir fällt ein, daß ich keinen Überblick darüber habe, wer an Bord mehr als zwei Kinder in die Welt gezeugt oder geboren hat. Da kann es natürlich leicht passieren, daß man bei einem Gespräch auf eine Mine läuft.

Daß mein Bibelzitat - ich glaube, es ist eins - beim Pater keinen Widerspruch, ja nicht einmal eine beobachtbare Reaktion hervorgerufen hat, wundert mich. Dann aber denke ich mir, daß es auch in der Kirchenhierarchie so etwas wie die Innere Kündigung geben muß, und der Pater ist ja im richtigen Alter dafür.

Immerhin ist dieser Fund Gegenstand der meisten Gespräche am Abend in der Kantine, und Doktor Reinhardt brilliiert mit seinem Fachwissen. Er belehrt jeden. Seltsam belehrt Natalie. Ich langweile mich und will früh zu Bett, denn mich muß man nicht überzeugen, daß es in der Welthöhle Saurier gibt - ich habe sie gesehen.

Und vielleicht - jetzt, wo wir Fossilien gefunden haben - sind sie auch nicht mehr allzuweit entfernt.

Auf den Weg zu meiner Kabine steht Gabi vor der Tür ihrer Kabine und versperrt mir den Weg. Sie tritt nicht zur Seite, so daß ich stehenbleiben muß. Sie sieht mich mit einem so auffordernden Blick an, daß es nicht deutlicher sein könnte, wenn sie mich fragte 'Steckst du's nun rein oder nicht?' Dann macht sie, ohne ein Wort zu sagen, ihre Kabinentür auf und geht hinein, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich folge ihr, als ob es das selbstverständlichste von der Welt wäre - ich muß mich über mich selber wundern.

"Wollen wir jetzt noch einmal versuchen, die ..." beginne ich, aber sie schlingt mir die Arme um den Hals und drückt mich an sich - soweit die Enge der Kabine dies nicht schon tut. "Nicht reden!" sagt sie. Dann zieht sie sich rasch aus. Ich auch. Es geht etwas einfacher als mit Natalie, weil Gabi kleiner und dünner ist.

Im Nullkommanichts sind wir im Bett. Und aus der unscheinbaren, zurückhaltenden und höflichen Gabi wird eine fordernde, bewegliche, anschmiegsame und lebhafte Liebhaberin, wie ich es nicht erwartet hätte. Ich habe gar nicht gewußt, wie heftig man sich beim Bumsen bewegen kann, wenn man es nur darauf anlegt. In dieser Koje schon gar nicht. Und nebenbei denke ich daran, daß die Koje von Natalie genau über uns ist - hoffentlich ist das Boot wirklich schalldicht genug gebaut.

Oder sie denkt daran - wie ich in kurzen Zeitabschnitten auch - wie wir beim letzten Mal durch den Wassereinbruch überrascht wurden. Es gibt natürlich keinen Grund, daß das gerade jetzt wieder passieren sollte, aber trotzdem kann man das potentiell beschränkte Lusterlebniskontingent soweit ausschöpfen wie möglich.

"Mach es mir härter!" stößt sie mitten drin hervor, und ich bin versucht, zu fragen 'Wie härter?'. Aber es gibt Situationen, in denen man nicht lange diskutieren soll. Also tue ich es.

Der Rausch geht so schnell vorbei wie er gekommen ist. Wenn diese Frau das öfter macht, denke ich, braucht sie sonst keinen Ausgleichssport. Aber sowas denkt man und sagt es nicht. Sie ist verschwitzt und zerzaust, aber sie läßt mich noch nicht los.

Es war eigentlich zu schnell. Aber ich habe den Eindruck, daß noch ein encore im Busch ist. Ihre Bewegungen lassen das vermuten - das erste Mal war, um den Triebstau loszuwerden, dann kommen die raffinierten Wiederholungen für die Feinschmecker.

Genau das geschieht. Hier kannst du noch was lernen, denke ich mir. "Wie magst du's am liebsten?" fragt sie mich jetzt - der längste Gesprächsbeitrag seit einiger Zeit.

"Ich weiß nicht. Meine Frau hat mal gesagt, ich wäre phantasielos. In diesem Punkt. Mein einziges Konzept wäre: rein und sich wohlfühlen. Und die Wände anspritzen."

"Das hast du getan." sagt sie, "Die 5-R-Methode."

"Die 5-R-Methode?"

"Rauf, Rein, Raus, Runter, Ruhen."

"Habe ich es so getan?"

"Ja!"

"Dann werde ich das jetzt nochmal tun. - Ohne das fünfte 'R'."

"Magst du's gerne falsch rum?"

"Nicht so gerne."

"In der Welthöhle hast du's doch auch gemacht!"

"Das war ja nicht freiwillig!"

"Ist es jetzt ja auch nicht."

Sagt's und wendet sich. Ich mag's wirklich nicht so gerne, und ich weigere mich entschieden. Enttäuscht dreht sie sich wieder um: "Du bist ein sturer, konventioneller Klotz!"

"Kann sein." Verstimmung ist zwischen uns hochgekommen, ganz plötzlich. "Mach's mir wenigstens mit den Fingern!" schlägt sie vor. Das kann sie haben. Da habe ich auch mehr Ausdauer. Und mehr Finger.

Bei der Methode neige ich dann auch wieder zum Experimentieren: Wie lange kann ich sie zum Quitschen bringen? Und wie laut?

Auf diese Weise finden wir doch noch einen Modus für den Ausdauertest. Es muß später als Mitternacht sein, als ich endlich einschlafen darf, ausgelutscht wie eine Tube Zahnpasta. Sie hat sich an mich geklammert wie an ihr Lieblingsspielzeug, die Beine um meine Hüfte geschlungen, als ob ihr das Blut so nicht abgeklemmt werden könnte. Diese Stellung wird sie kaum die Nacht über durchhalten. Oder hat sie die Absicht, sich gleich von meiner ersten Morgenerektion wecken zu lassen?

Als sie endlich ruhig ist, kann ich noch die Belüftung etwas verstärken und die Temperatur runtersetzen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken.

Nach ein paar Stunden voller Fronarbeit kann ich ja schließlich auch einmal etwas für mich selbst tun.

Am nächsten Morgen ist sie redseliger. Vorm Aufstehen machen wir einen Quickie - geht sogar noch, zu meiner Verwunderung - aber die ganze Zeit befragt sie mich, was wir bis jetzt auf dem Rechner an Hinweisen über den großen Unbekannten herausgekriegt haben. Ich habe den Eindruck, daß sie unzufrieden ist, weil wir sowenig wissen. "Du kannst auch, jederzeit, mit auf die Suche gehen!" schlage ich vor. Dann aber brechen wir das Thema ab, damit wir vor Dienstbeginn noch zu einem Frühstück kommen.


Copyright © Josella Simone Playton 2000-09-15 14:00:00



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