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Buch 2: Pilger zur Welthöhle
25. Nachtwache
Ich habe kaum drei Stunden Schlaf zustande gebracht, als das Interkom kurz anschlägt. Eine Viertelstunde später, Punkt Mitternacht, stehe ich in der Zentrale. Nicht nur Amerlingen, sondern auch Wellington ist noch da. Sie müssen sich noch bis vor kurzem unterhalten haben und haben erst damit aufgehört, als ich die Zentrale betreten habe.
Einen Moment lang denke ich an eine Bemerkung in dem Buch von Buchheim: Es gehörte an Bord 'seines Bootes' zum guten Ton, der vorhergehenden Wache fünf Minuten zu schenken. Das habe ich jetzt nicht getan - ich bin pünktlich. Ob das schon ein Lapsus war?
Amerlingen kommt auf mich zu und läßt sich keinerlei Verstimmung anmerken, eher scheint er geradezu überrascht, als ich so plötzlich in der Zentrale stehe. Das kann natürlich nicht sein, denn wahrscheinlich war er es ja, der mich per Interkom geweckt hat.
"Entschuldigen Sie," sagt er, "aber auf so einem Schiff muß ständig jemand bei wachem Verstand sein, und jeder muß gleichhäufig immer wieder mal dran kommen. Nachtwachen, die Sie jetzt machen, brauchen Sie später nicht mehr zu machen."
"Das ist mir klar," sage ich, "Ich beschwer mich ja auch gar nicht. - Was habe ich denn zu tun?"
"Praktisch nichts. Das heißt, sie können auch an den Rechnern arbeiten - oder spielen, oder die Aussicht bewundern. Da, auf den Bildschirmen, die Höhlenwand. Optisch, akustisch, Radar. Alles, was sie wollen. Das kennen Sie schon, ja? Die Außenscheinwerfer bleiben teilweise an. Das Schiff behält seine Position von selbst bei. Brauchen Sie sich überhaupt nicht drum zu kümmern. - Da, auf den Bildschirmen die Reaktorsteuerung. Sie können Dokumentation ansehen, soviel sie wollen, aber der Reaktor läuft auch automatisch. Genauso wie Klimaanlage, Frischwassererzeugung und Elektrolyse. Kein Eingreifen nötig. - Die einzige Spielregel ist: Wachbleiben."
"Soll ich die ganze Zeit in der Zentrale bleiben?"
"Das ist auch nicht nötig. Sie müssen ja auch mal auf Toilette und etwas essen, zum Beispiel. Sie können durch das ganze Schiff wandern, wenn Ihnen das beim Wachbleiben hilft. Hier, die wichtigsten Dinge gehen auf den SISC, und den sehen Sie überall. Wenn Sie nicht in der Zentrale sind, dann lassen Sie einen Hinweis hier, wo Sie sind - Zettel, oder auf einem der Bildschirme. Besser auf Bildschirm. Oder auf dem SISC, damit man im ganzen Schiff weiß, wo Sie sich aufhalten. Wenn Sie jemanden wecken müssen, weil Sie Hilfe brauchen, dann übers Interkom."
"Gut," sage ich, "aber die Wache dauert ja bis acht Uhr, nicht?"
"Ja, natürlich."
"Da fängt doch der normale Tagesbetrieb an. Soll ich wecken?"
"Nicht nötig. Wer etwas zu tun hat, hat sich selbst den Wecker eingestellt. So ab kurz vor sieben werden Sie wieder Gesellschaft haben. - Noch Fragen?"
"Nein."
"Okay. Ah, ich habe noch etwas. Es gibt natürlich ein Schiffslogbuch, und das ist bei uns eine Datei. Da müssen Sie halt am Ende der Nachtwache eine Eintragung machen. 'Keine besonderen Vorkommnisse, Schiffszeit, Ihren Namen.' Ganz einfach. Das Werkzeug dazu ist der LOGEDITOR, den Sie einfach aufrufen. Der sorgt für das richtige Format.' Ist praktisch selbsterklärend. - Sie können einen ganzen Roman schreiben, aber bitte - kurz ist besser."
"Ja. Ich sehe es mir gleich an."
"Eilt ja nicht. Das ist jetzt wohl alles. Okay. - Dann haue ich mich hin. Nacht!"
"Nacht."
Wellington hat die ganze Zeit nichts gesagt. Ich habe das Gefühl, daß er nur gewartet hat, bis Amerlingen weg ist, um dann noch mit irgend etwas herauszurücken. Aber nun kommt nichts. Er geht ein paarmal um den Koppeltisch herum, wirft ein Blick auf jeden Bildschirm, verstellt den Kartenausschnitt auf dem Koppeltisch und bewegt sich dann zur Tür.
"Passen Sie gut auf unser Hotel auf!" sagt er, und: "Gute Nacht."
"Ja. Danke. Gute Nacht." Was Besseres fällt mir nicht ein.
Nun bin ich mit dem Schiff allein.
Mit dem Schiff und mit dem Rest der Welt, der so weit von uns entfernt ist. Mehr als ein halber Kilometer Fels über unseren Köpfen, dann noch einmal eine fast zweihundert Meter dicke kalte Salzwasserschicht. Da oben ist es jetzt genauso dunkel wie hier unten, wenn die Scheinwerfer der CHARMION nicht wären, und ein frostiger Wind bläst den Gischt über die See - sehr ungemütlich, wenn man jetzt in einem offenen Boot da draußen wäre. Welchen Luxus haben wir vergleichsweise doch hier. Und doch, inwieweit schiebt dieser Luxus, die Wärme an Bord und die Helligkeit das Gefahrenbewußtsein weg?
Auf anderen Schiffen hat mehr als ein Mann Wache, hier verläßt man sich auf das reibungslose Funktionieren der Computer und der Schiffseinrichtungen. Die meisten Fehlfunktionen würden sowieso einen Alarm auslösen, ebenso die meisten Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung der CHARMION - wozu eigentlich muß noch ein Mensch wach sein? Welche Gefahren könnten den Computern entgehen, die ein Mensch mit seinen wachen Sinnen erkennen würde?
Da wird mir wohl so schnell nichts einfallen, denn alles, was anderen schon eingefallen ist, ist als Überwachungsfunktion schon programmiert worden. Wir können ja selber noch weitere Kriterien zufügen, wenn wir wollen. Was könnte also jetzt dem Schiff passieren, was nur ich jetzt rechtzeitig als Gefahr erkennen würde? Da muß ich meine Phantasie schon arbeiten lassen.
Das ist letztlich auch der einzige Grund für eine Wache. Verfügbares Mädchen für alles mit gesundem Menschenverstand. Die Gänse im Capitol. Genau so. Ich überlege, ob ich in einem der Sessel ein Nickerchen machen könnte, die Bildschirme vor Augen, jederzeit bereit, einen Blick auf sie zu werfen, mit nicht mehr Aufwand als dem Heben eines Lides. Nächste Stufe des Wachvergehens: Die Liegen im benachbarten Krankenrevier. - Ich glaube, das sollte ich besser sein lassen. Diese Wache noch nicht.
Außerdem könnte man, wenn man die Zentrale für sich hat, die Gelegenheit wahrnehmen, die beiden großen Bildschirme auszuprobieren, also den Koppeltisch und den raumhohen Bildschirm in Fahrtrichtung.
Eine Weile lang gehe ich ruhelos um den Koppeltisch herum. Wahrscheinlich sind noch ein paar Leute auf, in der Kantine oder so, und jederzeit könnte jemand reinkommen. Trotzdem gehört das Boot jetzt mir. Und es ist ganz anders, verglichen mit der Situation, als ich in der Welthöhle in Osont's Flotte Kapitän war oder dort Nachtwachen hatte. Hier, an Bord dieses Schiffes, geht zwar auch alles mit rechten Dingen zu - aber um mit allem mehr als nur oberflächlich vertraut zu sein ist eine lebenslange Beschäftigung mit Naturwissenschaften und Technologie und jahrelange Einarbeitung in die technischen Einrichtungen dieses Bootes notwendig. Es können viele Dinge passieren, die sehr rasch dahin führen, daß nicht mehr ich die Situation beherrsche, sondern die Situation mich. - Dann gehört das Boot nicht mehr mir, sondern ich gehöre dem Boot.
In Osont's Flotte gab es überschaubare Gefahren: Wetter, aggressive Saurier, der rüde, soziale Umgangston. Die Gefahren der Strandung, wenn man nicht aufpaßte, oder auch das Juckwasser, das damals mehrere von meinen Leuten umgebracht hatte. Aber alles überschaubar und im Prinzip verstehbar. Hier ist das nicht mehr so. Ich erinnere mich an eine Aussage über den bekannten Schriftsteller Tolkien, für den alles Teufelswerk war, was in seiner technichen Kompliziertheit über einen Blasebalg oder eine Öllampe hinausging. In seinem 'Herr der Ringe' wird man keine nuklearen U-Boote finden, obwohl die Bewohner von 'Mittelerde' vermöge ihres langen Lebens sicherlich die intellektuellen Resourcen für die Beherrschung von Technik gehabt hätten.
Aber 'Der Herr der Ringe' ist Fiktion, und dieses ist die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, die für mich ein zweites Mal Haken geschlagen hat. Schon 1995 war es so: Alles schien festgelegt, der weitere berufliche Lebensweg, die Ehe mit Irene, der Wechsel von Arbeit und Freizeit, das gemeinsame Altwerden in diesem Dorf im Süden von München. Abgesehen von irgendwelchen Katastrophen würde nichts Aufregendes mehr geschehen.
Und dann machen wir eine Wochenendwanderung auf die Zugspitze, suchen im Höllental Schutz vor Unwetter, finden den Eingang zur Welthöhle, und alles ist anders. Der Eintritt in ein neues Leben. Intensiv und gefährlich. Objektiv waren wir ja nur 90 Tage in der Welthöhle, aber es schien soviel länger, ein ganzer Lebensabschnitt eben, und vor allem - die ganze Zeit wußten wir ja nicht, ob wir je wieder in unser altes Leben zurück kehren würden.
Wir kamen zurück. Aber wenn man so etwas erlebt hat, dann wird man nie wieder derselbe. Und man kann auch nicht einfach alles als ein bösen Traum ansehen, eine Arbeitshypothese, um bei klarem Verstand zu bleiben - das war deshalb schon nicht möglich gewesen, weil die erste Zeit ja Chreich noch bei uns war - eine lebende Erinnerung an unser Abenteuer.
Ich schrieb mir unsere Erlebnisse von der Seele, und es gelang mir, diesen Reisebericht als Werk der Abenteuerliteratur zu verkaufen. Für mich persönlich war es mehr ein Gedächtnisprotokoll, eine Hilfe, um mich auch nach einem oder zwei Jahrzehnten an Einzelheiten erinnern zu können.
Und dann, als unsere weitere Zukunft wieder drohte, überschaubar zu werden - also dasselbe, was wir vorher hatten, nur jetzt mit der Erinnerung an die Zeit in der Welthöhle - tauchten im letzte Jahr diese Leute von der EG auf und zwangen uns in ein neues, in dieses Abenteuer hinein.
Und jetzt ist alles anders. Nicht nur, daß wir diesmal ein Abenteuer mit Hilfe modernster Technologie antreten, zusammen mit anderen, qualifizierten Mitarbeitern und unter den Fittichen einer großen Organisation - das ist ja eigentlich nur ein gradueller Unterschied. Der wesentliche Unterschied ist ein ganz anderer: Wir stolpern jetzt nicht mehr zufällig in diese andere Welt hinein, mit keinem anderen Wunsch, als so schnell wie möglich und lebendig wieder hinauszukommen, sondern wir sind mit gezielten Aufträgen versehen dorthin unterwegs. Mit Aufträgen, deren Rechtfertigung wenigstens diskutierbar ist.
Und natürlich ist alles anders, weil Irene umgekommen ist, noch bevor es richtig losgegangen ist.
Daß Irene nicht mehr da ist, wird mehr als alles andere dafür sorgen, daß das Leben nie mehr so wird wie es vorher war. Der Verlust von Irene wird länger schmerzen als etwa der von Charmion. Die Zeit mit Charmion war zu kurz, obwohl wir sie so intensiv erlebt haben. Deshalb flaute auch die Trauer ab. Mit Irene ist es anders: Irene gehörte wirklich ganz und gar zu mir. Sie war mir treuer als ich ihr.
Ich versuche, diese trüben Gedanken zu verdrängen. Ich bin jetzt für 29 Menschen und deren Wohlergehen verantwortlich. 30, mit mir selber. Also, Herwig, tu das, wofür du bezahlt wirst: Einfach wach und aufmerksam bleiben. Das ist ja nicht schwer.
Ich könne lesen, denke ich. Fast alles, was lesenswert ist, befindet sich in den Bordcomputern - wenn nicht irgend jemand Zensur geübt hat. Lesen wäre wirklich eine gute Methode, die Zeit dieser Nachtwache sinnvoll zu nutzen. Und was das rein Ergonomische betrifft - mit einigen Handgriffen kann ich mir jeden Schriftgrad und jeden Font einstellen, den ich haben will. Daß ein interessantes Buch zufällig in einer zu kleinen Schrift gedruckt worden ist, kann einem hier nicht passieren.
Auch Filme könnte man sich ansehen - Die Qualität dieser Bildschirme ist besser als alles, was normalerweise so als Bildschirm bei den verschiedensten Geräten angeboten wird.
Aber zum einen ist es das potentielle Überangebot, daß meine Entschlußfreudigkeit, irgend etwas zum Lesen zu suchen, lähmt: Was immer ich finde, es wäre ja doch noch etwas besseres verfügbar. Das zum Einen. Zum zweiten weiß ich nicht genau, was das System von meinen Aktionen protokolliert. Wenigstens der letzte Zugriffszeitpunkt auf eine Datei wird immer protokolliert - das PRO_UNIX läßt es nicht anders zu. Vielleicht bleiben aber auch mehr Spuren zurück. Und ich mag einfach nicht, daß irgend jemand wenigstens prinzipiell herauskriegen kann, was ich gelesen habe und wie lange ich dazu gebraucht habe.
Ebenso ist es bei der zentralen Zurverfügungstellung von Literatur zu leicht möglich, Zensur zu üben. Das Buch, das seinen Inhalt ändert, in Abhängigkeit davon, welche Partei gerade an der Regierung ist - die zentrale Literaturverwaltung macht es möglich. Gerade das, was als immenser Schritt in Richtung auf eine belesene Gesellschaft verkauft werden kann, kann in Wirklichkeit die wahre Informiertheit untergraben.
Nach wie vor ist das Buch - oder auch der kleine, dezentrale PC, von dessen Daten niemand etwas weiß - die ideale Lesegrundlage. Die demokratischste Methode der Wissensaquisition. Vielleicht sogar der dezentrale PC noch mehr als das Buch, denn auf dem PC kann man, wenn wieder einmal ungünstige, totalitäre politische Winde wehen, die offiziell unerwünschte Literatur einfach verschlüsseln - und weg ist sie. Nur für einen selber nicht, wenn man nicht den Schlüssel vergißt.
Das ist mein Vorbehalt gegen die phantastischen Computerresourcen an Bord der CHARMION: Diese Rechner stehen mehreren Menschen zur Verfügung, und die Systeme sind so unübersichtlich, daß man eigentlich nie genau weiß, was sie machen.
Nur ein Trost habe ich bei dieser Sache: Wenn ein totalitärer Staat den gesamten Informationsbestand seiner Bürger verwaltet - natürlich angeblich zu deren besten Nutzen, wie es in solchen Fällen immer behauptet wird - dann ist das so unermeßlich viel Material, daß die Durchmusterung auf politisch Unerwünschtes einfach zu aufwendig wird. Man müßte ein Heer von Zensoren beschäftigen: das Orwell'sche Ministerium für Wahrheit. Diese aber müßten schon etwas gebildeter sein als das, was dieser totalitäre Staat seinem Durchschnittsbürger erlauben will, damit sie die unerwünschten Dinge überhaupt als solche erkennen können. Das führt automatisch zu großen, inneren Widersprüchen eines solchen Systems. Unfehlbar wird es jedenfalls nicht. Es wäre eine Situation, so ähnlich wie in 'Fahrenheit 451': Der Staat verbrennt die unerwünschten Bücher - aber er ist nicht in der Lage, alle zu finden. Und die Rebellen kommen auch aus den Reihen der eigenen Leute, wie etwa der Feuerwehrmann Montag in 'Fahrenheit 451', oder Winston in '1984'.
Es ist schon nach ein Uhr. Noch sieben Stunden Wache. 420 Minuten, 25200 Sekunden. Ich habe immer noch nicht viel mehr getan als die Bildschirme anzusehen, die klar gezeichneten Höhlenwände, die ständig in ganz genau derselben Entfernung von der CHARMION gehalten werden. Das Wasser ist hier so vollständig frei von irgendwelchen Schwebestoffen, daß es die Sicht, jedenfalls auf so geringe Entfernungen, sowenig behindert wie Luft. Auch die Lichtbahnen der Scheinwerfer zeichnen sich kaum ab. Und daß, obwohl es erst knapp 12 Stunden her ist, daß hier in der Nähe ein gewaltiger Erdrutsch stattfand.
Plötzlich komme ich auf dieselben Gedanken, die mir auch schon während des Wachestehens bei der Bundesluftwaffe gekommen sind, vor etwa 27 Jahren: Was ist die beste Strategie, das Leben subjektiv lang erscheinen zu lassen: Wenn ich mich jetzt die ganze Wache lang langweile, dann werden mir diese acht Stunden endlos vorkommen. Später aber wird es daran kaum eine Erinnerung geben, und in der Rückschau ist der Zeitraum verschwindend kurz. Wenn ich mich aber intensiv beschäftige - lesen oder programmieren oder spielen - dann fliegen diese Stunden vorbei, eventuell bleibt aber von dieser Beschäftigung etwas hängen, so daß sich die Zeit in der Erinnerung eben nicht auf Null reduziert.
Naja, damals, beim Wachestehen, hatte man ja keine andere Möglichkeit als gezielt nichts zu tun. Das ist jetzt anders. Solange ich nicht zu müde bin, irgend etwas zu tun, sollte ich mich geistig beschäftigen, egal, womit: Von Stunden, die sich aus purer Langweile endllos dehnen, habe ich ja eigentlich nichts.
Ich lasse die Kameras jede Raumrichtung abtasten, auch die genau nach oben und ebenso die genau nach unten. Die Felsdecke über uns sieht solide aus, soweit man das bei einer Felsdecke sagen kann. Unter uns liegen einige lose Felsbrocken, von denen ich nicht sagen kann, ob sie bei dem Erdrutsch durch den Höhleneingang hereingeschleudert wurden oder schon Jahrtausende dort liegen.
Ich könnte, denke ich mir, jetzt auch mit der Trägheitsnavigation des Schiffes herumexperimentieren, um herauszufinden, ob die wirklich so gut ist, wie behauptet wird. Ich weiß nicht, wie das konstruktiv gemacht worden ist. Eine Trägheitsnavigationseinrichtung macht nichts anderes, als ständig die mechanischen Beschleunigungen über die Zeit aufzuintegrieren, um die aktuelle Geschwindigkeit zu erhalten, und diese über die Zeit aufzuintegrieren, um ständig den Ort zu erhalten. Das ganze geschieht für alle Raumdimensionen, und die Drehbewegungen müssen natürlich ebenso behandelt und berücksichtigt werden.
Früher hat man das Verfahren der manuellen Aufintegration der täglichen vermuteten Schiffsversetzung mit 'Koppeln' bezeichnet - daran erinnert noch dieser Koppeltisch, der in diesem alten Sinne kein Koppeltisch mehr ist. Das hat man immer gemacht, erinnere ich mich, wenn die astronomische Navigation wegen schlechten Wetters nicht möglich war. Wenn man nach einigen Tagen mal wieder eine richtige Standortbestimmung machen konnte, dann stellte sich manchmal heraus, daß man sich im Laufe der Zeit um viele Seemeilen verrechnet hatte.
Auch bei der modernen Methode der Trägheitsnavigation ist das Problem, daß eine nur momentane, winzige Fehlmessung der Beschleunigung einen Fehler in dem errechneten Geschwindigkeitsvektor hinterläßt, und dieser winzige Fehlbetrag in der Geschwindigkeit wird ständig den errechneten Ort verfälschen - um so mehr, je mehr Zeit vergangen ist. Und ich weiß verdammt gut, daß es praktisch unmöglich ist, mechanische Größen wie etwa Beschleunigung so präzise zu messen, wie man das eigentlich tun müßte. Zusätzlich muß man die genaue Größe und Richtung des Gravitationsfeldes kennen, und zwar weltweit, denn sonst kommen auch daher systematische Fehler.
Welche technischen Tricks hat man sich da einfallen lassen? Welche raffinierte Vorgehensweise, auf die nicht einmal ein normaler Feld-Wald-Wiesen-Physiker wie ich auf Anhieb kommt? - Das einzige, was mir einfällt, was man tun kann, ist, die Trägheitsnavigation zu korrigieren, wenn zum Beispiel Situationen wie diese hier vorliegen, wo man weiß, daß man sich nicht bewegt. Wenn die errechnete Geschwindigkeit in so einer Situation ungleich Null ist, dann setzt man sie einfach auf Null, zusätzlich hat man eine wahrscheinliche Drift des Geschwindigkeitsvektors in der letzten Zeit, mit dem man nachträglich die Rechnung mit der korrigierten Geschwindigkeit bis zur gegenwärtigen Position noch einmal durchführen kann. Das sollte sicher möglich sein.
Außerdem stelle ich mir vor, daß man noch andere Größen in die Navigation mit hineinrechnen kann, mit Gewichtsfaktoren, die der Verläßlichkeit der betreffenden Meßinformation entsprechen. Wasserdruck zum Beispiel - damit haben wir schon einmal die Meerestiefe. Aber auch diese Information ist schon sehr ungenau. Schließlich haben wir die Schwankungen in der Salzkonzentration auf dem Herweg ja gemessen. Diese allein macht die Tiefenmessung hier bereits unsicher: Sie kann hier schon um ein paar Meter falsch sein.
Da habe ich einmal gedacht, daß die Beschäftigung mit der Physik wenigstens die Unverständlichkeit von technischem Gerät beseitigt. Aber eben weil ich mich damit beschäftigt habe, weiß ich um praktische Probleme, weiß, welche Größen man zum Beispiel mit welchem Aufwand wie genau messen kann. Wenn man aber dann mit einem Gerät konfrontiert ist, das diese Grenzen weit überschreiten soll, dann ist man wieder auf die Stufe des Wunderglaubens zurückgefallen.
Würde ich diese Navigationseinrichtung verwirren können, indem ich zum Beispiel das Boot zehnmal um die eigene Achse drehe? Oder wenn ich das Boot mit der Spitze auf 10 Millimeter an die Felswand heranführe, dann soweit zurücksetze, wie es diese Höhle gerade eben erlaubt, und dann wieder das Boot um ebensoviel vorwärts bewege, wird dann die Spitze wieder genau 10 Millimeter von der Felswand entfernt sein? Oder werde ich solche Experimente überhaupt nicht durchführen können, weil der Schiffsrechner selbstständig die günstigste Navigationsmethode auswählt und in diesem Fall merkt, daß das Ergebnis eines solchen Manövers sein sollte, daß sich die Schiffsspitze 10 Millimeter von der Felswand entfernt befinden sollte, und dann das Schiff auch genau dahin steuert?
Zwei Uhr. Die Zeit vergeht in beruhigender Ereignislosigkeit. Die Navigationsexperimente, an die ich gedacht habe, mache ich natürlich nicht, damit nichts Unvorhergesehenes passiert. Meine Wache soll ereignislos bleiben.
Sie bleibt aber nicht ereignislos. An schwachen Geräuschen höre ich, daß jemand im zentralen Niedergang umhergeht. Wahrscheinlich geht jemand auf die Toilette.
Dann geht aber die backbordseitige Tür zur Zentrale auf, und Natalie Yay tritt ein. Einen Moment lang habe ich Mühe, meinen Puls innerhalb der Normwerte zu halten.
"Ich kann nicht schlafen!" sagt sie, "Ich wußte nicht, daß hier noch jemand auf ist."
"Es ist immer jemand hier, und wenn es der Wachhabende ist. Und das bin im Moment ich. - Sie werden auch noch Wache haben!"
Ich sehe ihr in die Augen, um nicht - wohlerzogen, wie ich bin - auf ihren nackten Busen sehen zu müssen. Wieso betritt sie so die Zentrale, wenn sie sich nicht sicher gewesen ist, ob sich jemand hier aufhält?
Sie trägt ein Mieder oder Korselett aus rotem Samt - was immer der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen sein mag. Dieses ist vorne mit weißen Bändern verschnürt und hebt so den Busen, der selbst nicht mehr in das Mieder paßt, an. Dieses Kleidungsstück ist sehr knapp und geht um ihre Hüfte herum in ein durchsichtiges Röckchen aus weißer Spitze über. Darunter trägt sie bis auf einen Hüftgürtel, den man kaum sieht, nichts, so daß auch der weniger geschulte Kliniker mit einem Blick ihre Geschlechtszugehörigkeit feststellen kann. Falls darüber irgendwelche Zweifel bestehen sollten.
Das Korselett wird durch breite Träger, die auch aus rotem Samt sind, gehalten. Diese überkreuzen sich über ihren Busen. Auf diese Weise wird ihr Busen nicht nur angehoben, sondern auch durch eine etwas größere Ausrichtung nach vorne noch besser zur Geltung gebracht.
Rote Strapse verbinden den Hüftgürtel mit langen, durchsichtigen Strümpfen. Schuhe trägt sie keine. - Alles in allem ist das genau das, was jeden normalen Mann sofort in fiebrige Erregung versetzen kann.
Was hat sie vor?
"Die Kabine ist so entsetzlich klein!" sagt sie.
"Daran werden wir alle uns gewöhnen müssen!" stelle ich fest, "Das ist hier kein Hotel. Das ist ein Forschungs-U-Boot."
Sie geht um den Koppel-Tisch herum, betrachtet mit mäßigem Interesse den Kartenausschnitt, dann setzt sie sich in einen der Sessel vor dem Bildschirmen an der Steuerbordseite. Die Außenbordansichten interessieren sie nur kurz. Ihre Bewegungen sind nicht anders als sonst. Sie ist nicht explizit darauf aus, verführerisch zu wirken. Aber ihr Make-Up ist frisch.
"Kann ich nicht hier ein bißchen schlafen?"
"Hier, in der Zentrale?"
"Ja! Hier ist mehr Luft."
"Sie können sich in ihrer Kabine jeden Luftzug, den sie wollen, einstellen. Jede Temperatur, jede Luftfeuchtigkeit. Sogar eine andere Sauerstoffkonzentration!"
"Ja, aber es ist so eng!"
"Morgen früh um sechs," sage ich, "wird es hier wieder voll. Wollen Sie dann - so - hier gefunden werden?"
Sie sieht nur kurz an sich herunter und zuckt mit den Schultern: "Ich habe nur Sachen mitgenommen, die wenig Platz brauchen. Dieses Nachthemd paßt fast in eine Brieftasche."
'Nachthemd für offizielle Anläße', denke ich, aber ich sage nichts. Vielleicht ist es ja logisch, was sie sagt. Aber wenn man schon eine Art Nachthemd trägt, würde dann nicht ein einfaches T-Shirt ausreichen? Oder, bei nur wenig höherer Kabinentemperatur, gar nichts?
Vielleicht liegt es daran, daß meine Vorstellungen von Zweckmäßigkeit nicht allgemeinverbindlich sind. Vielleicht ist ihr dieses Korsett so bequem wie ein T-Shirt - ich glaube es nicht, aber ich kann ja nicht wissen, wie sich dieser Fummel trägt. Die Wärmeisolation dieses knappen Kleidungsstückes dürfte so gering sein, daß es, verglichen mit der vollständigen Nacktheit, keinen Unterschied macht. Wozu das also? Will sie gefallen? Wem, wenn sie hier niemanden erwartet hat?
Manche Dinge bei Frauen verstehe ich eben nicht. Zum Beispiel hat Natalie Yay lange, rot lackierte Nägel - nicht nur jetzt, sondern immer. Ich finde das abstoßend - besonders die Länge - aber viele Frauen tragen ihre Nägel so. Ich habe sogar den entsetzlichen Verdacht, daß es sich dabei sehr häufig um aufgeklebte, künstliche Nägel handelt - Igittigitt! Die meisten manuellen Arbeiten sind doch so behindert, es kostet Zeit, die Nägel so herzurichten, und eine Verletzungsgefahr besteht auch - sogar auf einer gewöhnlichen Computertastatur kann man mit den Nägeln zwischen die Tasten geraten. Wie kann man sich nur selbst auf diese Weise so behindern? Wie kann man das nur schön finden?
Irene hat das mit den Nägeln nicht gemacht, Carola macht es nicht, selbstverständlich waren solche Dinge in der Welthöhle auch unbekannt. Einen echten Grund, der Frauen dazu zwingt, gibt es also nicht.
"Nur ein bißchen wärmer könnte es sein!" sagt sie, "Könnten Sie die Temperatur etwas raufstellen?" Sie rollt sich in dem Sitz zusammen.
Das hieße, daß es hier für mich zu warm wird. Da bin ich dagegen. Die alte Konfrontation der Großraumbüros: Nicht übereinstimmende Präferenzen für die Raumtemperatur. Abgesehen davon, daß es mit der Logik nicht klappt: Gegen Kälte kann man sich leichter schützen als gegen übermäßige Wärme: Sie braucht sich ja nur etwas mehr anzuziehen.
"Es wird sehr unruhig hier, in der Zentrale!" sage ich.
"Das macht nichts," sagt sie schläfrig, "Hauptsache, die Decke fällt einem nicht auf den Kopf."
Ich denke fieberhaft nach. Und ich komme rasch auf einen rettenden Einfall:
"Wie wär's mit dem Krankenrevier? Das ist gleich hier, hinter der Tür dort. Wir haben keine Kranken, also ist dort niemand. Und der Raum ist viel größer als eine Kabine. Sie können sich dort jede Temperatur einstellen, die Sie wollen! - Nur müssen Sie wieder raus, bevor Doktor Morton aufkreuzt - das wird sie heute Nacht aber wohl nicht tun."
Ich bin immer noch auf 'Sie' mit Natalie Yay, weil ich nie so besonders viel mit ihr zu tun hatte. Im Moment bin ich wirklich froh, daß ich diese zusätzliche Schranke habe - sie sieht wirklich aus wie die heißesten, pupertären Jugendträume.
Sie steht auf. "Sie sind wirklich nett zu mir. Ja, ich glaube, das ist eine gute Idee."
Das finde ich auch. Gemeinsam gehen wir in den Nachbarraum.
"Alles da," sage ich, "Liegen. Decken. Alles, was Sie wollen. Sie können hier die Temperatur ändern - aber das wissen Sie ja. Sie können mit Licht schlafen oder ohne - ganz wie sie wollen."
Sie wählt sich eine Liege. Dann hält sie, bevor sie die Decke zurückschlägt, inne und sieht mich mit ihrem Blick, der wie immer eine merkwürdige Mischung von Distanziertheit, Gleichgültigkeit, gemessenem Interesse, formeller Freundlichkeit und dienstlicher Aufmerksamkeit ist, an:
"Herr Homberg, ich meine, Sie - wegen ihrer Frau, das wollte ich Ihnen noch sagen ..."
"Bitte, bitte," sage ich, "keine Beileidsformalitäten. Dazu sind Sie nicht verpflichtet. Trotzdem danke."
"Das meine ich nicht," sagt sie, "aber es ist doch so, daß ein Mann ohne Frau - ich meine, es ist nicht gesund. Sie sind sicher auch einsam. Wenn Sie wollen, dann können wir zusammen - ich meine, ich mache es gerne, für Sie! - Auch jetzt gleich, wenn Sie gerne möchten!"
Ich glaube, nicht richtig gehört zu haben. "Wie bitte?" frage ich perplex. Eigentlich ist die Frage schon überflüssig. Das scheint Natalie auch zu meinen. Sie steht einfach nur da und wartet auf eine Antwort.
"Wenn ich das Bedürfnis habe," sage ich, "dann hole ich mir wie jeder gesunde Junge einen runter. Weiter denke ich nicht!"
"Es war ja nur ein Angebot!"
"Dankend abgelehnt!" sage ich, und: "Wirklich dankend! Und wirklich abgelehnt."
Versteh einer die Frauen. Ist sie jetzt beleidigt? Ich will mir unter keinen Umständen eine Feindin an Bord schaffen, nicht einmal zulassen, daß es zu einer Stimmungsdissonanz kommt. Ich darf sie jetzt nicht einfach zurückweisen. Andererseits weiß ich nicht, wieweit ihr Angebot geht oder gehen wird. Gilt es nur jetzt? Gilt es immer? Gilt es allen anderen Männern an Bord auch? Bis jetzt jedenfalls schien das nicht der Fall zu sein - das Gerücht hätte mich wohl erreicht. Bis jetzt hatte ich den Eindruck, daß Natalie Yay sexuell wenig oder woanders aktiv ist. Innerhalb des Teams war wohl noch nichts. Komisch.
"Ich denke dran. Jetzt geht es nicht - ich darf nicht. Trotzdem - danke!" sage ich, ziemlich formell. Sie wartet immer noch.
"Später?" frage ich. Weil ich ja höflich bleiben will. Nach einigen Sekunden endlich der Anflug eines Lächelns. Sie steigt auf die Liege. "Gute Nacht!" sage ich beim Herausgehen.
Wenig später, wieder allein in der Zentrale, überdenke ich das Geschehene noch einmal. Da liegt im Nebenraum ein ganz duftes Mädchen, die ich eben - und wohl jetzt auch noch - hätte haben können - einfach so. Warum passiert einem das nicht in früher Jugend, wo der sexuelle Druck noch so groß und die Unerfahrenheit noch so erschreckend ist? Wo man noch so richtig 'im Saft' steht?
Oder verfolgt die Yay irgendeine unlautere Absicht? Wollte sie mich ablenken, an der Wache hindern? Schwer vorstellbar - das wäre unser aller Sicherheit und sogar der Direktive q78q99q abträglich. Und ob sie es ist, die etwas damit zu tun hat, weiß ich ja auch nicht.
Was also ist sonst ihre Absicht? Nur ein plötzliches, harmloses Aufflammen des sexuellen Verlangens? Zufälliges Zusammentreffen mit Schlafproblemen in der zu kleinen Kabine? Hätte sie dasselbe gesagt, wenn jemand anderes in der Zentrale anwesend gewesen wäre?
Und die Sache mit der Müdigkeit und dem Nicht-Schlafen-Können in der Kabine, wie paßt das mit dem perfekten Make-up zusammen? Naja, vielleicht ist es manchen Frauen zur zweiten Natur geworden, sofort nach jedem Aufstehen das Make-up zu richten. Ich weiß es nicht. Irene hat sich nie so kauzig benommen.
Plötzlich kommt mir noch eine Idee: Die Yay hat versucht, das zu tun, wofür sie bezahlt wird. Kann das sein? Die Projektleitung war sich darüber klar, daß sich in einer Besatzung, die mehrheitlich aus Männern besteht, ein großer, sexueller Druck aufbaut. Das könnte zu Spannungen führen, die der eigentlichen Arbeit abträglich sind. Andererseits ist es völlig unmöglich, daß jeder seine Ehefrau oder seine Freundin auf die Reise mitnimmt - dazu ist das Boot zu klein. Und eine geschlechtssymmetrische Besatzung aufzustellen war auch nicht möglich - die Qualifikationen müssen aquiriert werden, wie sie kommen. Wenn man wirklich befähigte Teams braucht, dann kann man keine Prinzipienreiterei auf einer Quotenregelung machen. Was liegt da näher, als explizit eine Dame des horizontalen Gewerbes in die Besatzung einzuschleusen? Am besten natürlich eine, die auch noch für andere Aufgaben qualifiziert ist.
Ist es so? Ist die Yay eine Edelnutte? Eine Nutte mit wissenschaftlicher Ausbildung? Natürlich hat man sie nicht mit dieser Tätigkeitsbezeichnung in die Besatzung integrieren können. Aber wäre es denkbar, daß sie tatsächlich den Auftrag hat, durch ihren persönlichen Einsatz kontraproduktive sexuelle Spannungen abzubauen?
Ich glaube nicht daran, auch wenn das Konzept in sich schlüssig ist. So weit denkt niemand in der Hierarchie der Projektleitung mit. Ich überlege mir schon, ob ich Natalie Yay direkt dazu befragen sollte. Wie macht man das, ohne unhöflich zu sein? 'Entschuldigen Sie, aber sieht ihr Dienstvertrag vielleicht vor, daß Sie sexuelle Spannungen in der Besatzung unter persönlichem Einsatz abbauen?' Sowas kann man doch nicht fragen!
Was für ein Konzept. Wenn mein alter Arbeitgeber das aufgegriffen hätte! 'Förderung des Betriebsklimas', oder so. Japaner machen morgens im Büro auch ihre Gymnastik, warum also eigentlich nicht? Die Mitarbeiter sind ausgeglichen, ja, ausgeschlafen, weil sie nicht am Vorabend auf die Pirsch gehen müssen. Niemandem kommen Streiks in den Sinn - statt Aussperrung droht temporäre Abkopplung von dieser innerbetrieblichen Sozialmaßnahme! - Naja, und die verheirateten Mitarbeiter - da müßte man sich noch etwas ausdenken. Immerhin könnten diese Damen sich betriebswirtschaftlich durchaus tragen. Was für ein Konzept!
Dabei fällt mir der Ausdruck 'Lochschwager' ein. Buchheim hat in seinem Buch viele der obszönen Redereien unter den Mannschaftsdienstgraden notiert. Auf diese Weise sind einige Ausdrücke aus der Weltkriegszeit überliefert worden, die heute wohl nicht mehr gebräuchlich sind. 'Lochschwager' sind Männer, die mit demselben Mädchen schlafen. Ganz einfach. - Ich denke an unser Boot: Ein ganzes Schiff voller Lochschwager, ob nun von der Projektleitung so billigend in Kauf genommen oder sich so ergebend? Merkwürdige Vorstellung.
'Lochschwager'. Das Wort gefällt mir. Das muß man sich vorstellen - unsere Mission ein voller Erfolg, wir alle eines Tages mit dem Boot aus der Welthöhle zurück, und irgendein Journalist bekommt davon Wind, wie es an Bord zuging. Die Schlagzeile: 'Unsere Lochschwager sind wieder daheim!' - Nein. Ernst bleiben. Am besten, ich vergesse, was ich eben erlebt habe. Damit aus unserer Expedition nicht eine Vorlage für ein Drehbuch wird, daß dann nur in den privaten Kanälen gesendet wird.
Ich horche. Es ist absolut still im Krankenrevier - Natalie schläft wirklich. Aber natürlich ist die Tür schallisolierend, wie alle Türen hier.
Und ich weiß immer noch nicht, was ich denken soll. Irgend etwas stimmt nicht mit ihr. Sie ist nicht promiskuitiv, auch wenn sie so gut aussieht, daß sie jeden haben kann. So direkt wie ihr Angebot und ihr Aufzug war - sie war nicht so richtig bei der Sache. Ich verstehe es nicht.
Ich setze mich in den steuerbordseitigen Sessel, in dem sie gesessen hat. Augenblicklich spüre ich die Wärmereste, die dieser von ihrem Körper angenommen hat. Bevor es mich erregt, stehe ich rasch wieder auf. Ich muß an etwas anderes denken.
Ich entschließe mich, mir in den paar unbeobachteten Stunden, die mir in dieser Nachtwache noch zur Verfügung stehen, die Steuerung anzusehen. Das Programm ist ständig auf mehreren Konsolen geladen und leicht verständlich. Vor eine dieser Konsolen setze ich mich.
Ein Markierungsfeld zeigt an, daß keiner der in die Tastatur integrierten Trackballs eine Wirkung hat. Das Boot ist im Moment vollkommen automatisch und steuert sich selbst. Der momentane Modus erlaubt jedoch spezifische Einzelanweisungen an das Steuerungssystem. Jedenfalls sieht es so aus. Ich schiebe den Mauszeiger auf die Koordinatenbox und klicke sie an. Sofort springt eine Dialogbox auf, die mich fragt, ob ich neue Soll-Koordinaten einstellen möchte. Das Programm scheint in keiner Weise blockiert zu sein.
Die Neukoordinaten kann man auch als Differenzkoordinaten eingeben. Die voreingestellte Maßeinheit ist das Meter. Mal sehen. Wenn ich die CHARMION um einen Meter nach Osten versetzen will, dann muß ich eines der Felder mit einer '+1' ausfüllen. 'Enter'-Taste: Na also! Das Boot läßt mich nicht. Eine neue Dialogbox springt auf und fragt nach einem Paßwort. Das kenn ich natürlich nicht. Also tippe ich irgend etwas ein:
'Alkohol delectat - wenn man ihn trinkt, dann schmeckt dat. Hihi!'
Das sind genau 64 Zeichen - so lang soll das Paßwort sein.
Anstatt diesen Satz als falsches Paßwort zurückzuweisen, fragt die Dialogbox mich noch nach meinem Namen. Ich tippe ein:
'Kermit der Frosch.'
Die Antwort folgt auf dem Fuße:
NO KNOWN AUTHORIZATIONS FOR KERMIT DER FROSCH
Damit bin ich wieder aus dem Geschäft. Und die CHARMION bewegt sich um keinen Zentimeter.
Das ist auch gut so. Da könnte ja jeder kommen. Andererseits - ich habe hier Wache. Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, daß der Wachhabende das Boot schnell bewegen muß - vielleicht, weil die Höhle einstürzt - dann ist es nicht mehr akzeptabel, erst jemanden wecken zu müssen, der weiß, wie man das Boot steuert. Ich könnte ja im Prinzip diese Fähigkeit haben! Und dann sollte ich eigentlich über die entsprechende Befugnis verfügen. Und jeder andere, der Wache hat, sollte das auch tun können.
Hinter mir ist ein Geräusch. Ist Natalie wieder aufgestanden? Ich drehe mich um.
Es ist Wellington, der, nackt bis auf einen Slip, offenbar hastig aufgestanden ist. Und er sieht unwirsch aus.
"Was tun Sie dort, Herr Homberg?"
"Ich habe mir das Steuerungsprogramm angesehen!"
"Sie haben versucht, in die Steuerung einzugreifen! Warum?" Offenbar hat das Steuerungssystem ihn sofort geweckt, als es diesen unauthorisierten Zugriffsversuch feststellte.
"Ich wollte nur mal sehen, ob ..."
"Mit solchen Spielereien bringen Sie das ganze Schiff in Gefahr!"
"Es ist keine Spielerei! Ich wollte sehen, ob der Zugriff hinreichend geschützt ist!"
"Das ist nicht Ihre Aufgabe!"
"Ach nein? Was dann?"
"Sie stehen uns ausschließlich in beratender Funktion zur Verfügung. Mit der Steuerung des Bootes haben Sie nichts, aber auch gar nichts zu tun!"
"Wozu habe ich dann hier Wache?"
"Um die Augen offenzuhalten - weiter nichts!"
"Und genau das ist meine Art, die Augen offenzuhalten!"
"Herr Homberg! Sie werden die Finger von der Steuerung lassen! Das ist ein Befehl! - Ich werde diesen Vorfall ins Logbuch eintragen müssen."
"Tun Sie das," sage ich, "denn ich werde es auch tun."
"Sie werden nur dienstliche Dinge in das Logbuch eintragen - keine Unsachlichkeiten!" Wellington wird laut.
"Wenn ich die Zugriffssicherheit des Steuerungssystems überprüfe, dann ist das dienstlich!" Ich werde auch laut. Wer bin ich denn, daß ich mir hier Vorhaltungen machen lassen muß? Entweder, das System ist sorgfältig geschützt - dann hätte ich nichts Schlimmes anrichten können, oder es ist nicht geschützt - dann ist mein Experiment berechtigt. Auch, wenn es zunächst nur aus Gründen meines Spieltriebes in die Wege geleitet wurde.
Aber Wellington will davon nichts hören. Ich bin nur ein dummer Junge an Bord, und es ist nicht meine Aufgabe, hier irgendetwas zu überprüfen. Er geht an eine der Konsolen, ruft den LOGEDITOR auf und macht seine Eintragung.
"Sie können auch eine Eintragung machen. Nur kann auch das gegen Sie verwendet werden. Wenn Sie ihren Vertrag gelesen haben, dann wissen Sie, daß jeder negativer Einfluß auf die Missionsziehle ihre Prämien schmälert. - Ich möchte für der Rest der Nacht keine Experimente mehr! Haben wir uns verstanden?"
Ich setze mich auch an eine der Konsolen und rufe den LOGEDITOR auf. Wellington sieht das.
"Sie werden sehen, was sie davon haben." sagt er und geht schnell raus.
Wenn ich eines bei meinem alten Arbeitgeber gelernt habe, dann ist es das Schreiben von Berichten. Ich muß jetzt gleich richtig formulieren, weil ich weiß, daß dem Logbuch nur hinzugefügt werden kann - es ist nicht möglich, eine Eintragung wieder zu löschen oder zu verändern. Meine Eintragung lautet etwa so, wie ich es versucht habe, Wellington vorzutragen: Überprüfung eines hinreichenden Zugriffsschutzes des Schiffssteuerungssystemes.
Was denkt Wellington sich eigentlich, mich wie einen Schuljungen herunterzuputzen? Er ist ein paar Jahre älter als ich und er hat das Kommando. Das sind aber auch schon alle wesentlichen Unterschiede.
Hinter mir ist schon wieder ein Geräusch. Ich wende mich auf meinem Sitz um: Natalie steht mitten im Raum.
"Können Sie immer noch nicht schlafen?" frage ich.
"Ich habe etwas gehört!" sagt sie.
"Wir haben uns eben angebrüllt, der Alte und ich. Haben wir Sie geweckt? - Ich muß diese Eintragung noch fertig machen."
Ich schließe die Eintragung mit der Bemerkung ab, daß eigentlich jeder Wachhabende in der Lage sein sollte, schnell die Steuerung zu bedienen, wenn die Lage es erfordern sollte. Vielleicht ist das unsachlich - vielleicht bekommt jeder, der sich tatsächlich mit der Schiffsteuerung auskennt, die nötigen Paßwörter mitgeteilt. Aber dann frage ich mich, wieso jemand Nachtwache schieben muß, der im Notfall doch erst jemanden anderen aufwecken muß? Wertvolle Zeit kann dann verloren werden.
Als ich fertig bin, stehe ich auf. Irgendwie bin ich ziemlich auf der Palme. Wenn hier eine Hantelbank wäre, dann würde ich mich jetzt damit abreagieren, um den Ärger wieder loszuwerden.
Natalie hat sich auf den Koppeltisch gesetzt. Einen Moment lang überlege ich, ob das den Pixelarrays schaden könnte - aber dieser Tisch ist ein Mehrzwecktisch. Der hält das aus. Die Seekarte, die er immer noch anzeigt - seit Stunden, verändert sich nicht, bloß weil jemand drauf sitzt. - Nur Flecken wird es geben, denke ich: Sie hat ja kein Höschen an. Zwischen den Beinen ist bei jedem Menschen das Klima leicht tropisch. Aber was geht das mich an - ich muß in der Zentrale ja nicht saubermachen.
"Haben Sie alles mitgekriegt?" frage ich.
"Ich hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet. Er hat es nicht bemerkt."
"Dann wissen Sie ja, was hier für ein Wind wehen kann!"
"Machen Sie sich nichts draus!"
"Ich mache mir nichts draus. Ich weiß, daß ich korrekt gehandelt habe - ich kann ohne die Steuerungspaßwörter nichts anrichten. Dann aber kann ich auch nach Belieben versuchen, es doch zu tun. - Wenn die Paßwörter leicht zu erraten gewesen wären, dann liegt der schwarze Peter ganz gewiß nicht bei mir."
Natalie wippt mit den Unterschenkeln. Mit langen Armen hat sie sich an der Tischkante aufgestützt. So erinnert sie mich irgendwie an ein Schulmädchen, das auf dem Tisch vor der Schulbank sitzt. Ich weiß nicht, ob Diskussionen über die prinzipiellen Sicherungsmöglichkeiten bei Computersystemen sie interessieren.
"Soll ich mal dasselbe probieren? Dann schimpft er mich auch aus!"
"Großartige Idee!" sage ich, "aber jetzt besser nicht. Das System weckt ihn dann wieder. Und jemandem den Nachtschlaf zu rauben, völlig ohne Grund, das ist allerdings nicht das, was ich will. - Hätte ich gewußt, daß dieses Experiment in seiner Kabine sofort die Alarmklingel schellen läßt, dann hätte ich es ja auch nicht gemacht!"
Sie schüttelt ihre lange Mähne, bis sie ihr perfekt über die Schulter fällt. Ein ganzer Schwall von Haaren fällt ihr dabei zwischen die Busen. Es sieht sehr verführerisch aus. Ich sehe hin, eine Sekunde zu lange vielleicht, und sie sieht, wo ich hinsehe.
"Nicht doch?" fragt sie. Dabei sieht sie mir länger in die Augen als ich ihr.
"Nicht doch!" sage ich. Ganz anderer Tonfall. Auf der ersten Silbe betont statt auf der zweiten. Verkehrt die Bedeutung ins Gegenteil.
"Sehe ich dieser Charmion ähnlich? Ich meine, der Frau, nach der dieses Schiff benannt worden ist?"
"Oh, wie soll ich darauf antworten? Das kann man so schwer vergleichen! - Sie haben das ganze Buch gelesen?"
"Ja."
"Dann wissen Sie das meiste. Jedenfalls alles, was man mit Worten beschreiben kann."
"War sie hübscher als ich?"
Ich werde mich hüten, jetzt mit 'ja' zu antworten.
"Anders war sie. Anders. Ganz anders. Sie war eine Granitbeißerin. Kräftig. Muskulös. Sie hatte auch weibliche Formen, aber das ist bei den Granitbeißerinnen eigentlich selten - die meisten sind hager und sehnig. Da war sie in dieser Hinsicht ein Ausreißer. Eine Ausnahme. - Wenn sie so dastand wie jetzt etwa ich, Arme verschränkt, Schwert griffbereit an der Seite, dann hat man manchmal eher an eine Gladiatorin vor dem Kampf gedacht. - Manchmal hatte sie so einen Zug im Gesicht - am Anfang jedenfalls - so einen Zug von Verachtung. Später nicht mehr."
"Könnte ich eine Granitbeißerin sein? - Ich meine, das ist falsch ausgedrückt. Würde ich unter Granitbeißerinnen auffallen?"
Ich setze mich rechts neben sie auf den Koppeltisch, in derselben Haltung wie sie.
"Sie? Ja, ganz gewiß. Man sieht ihnen an - Entschuldigung, aber es ist so - daß sie nicht so kräftig und so gewandt sind. Andererseits - Sie würden nach einer gewissen Zeit genauso durchgeschwitzt wie die Granitbeißerinnen herumlaufen, mit verfilztem Haar, Essensresten um die Mundwinkel. Ich habe Granitbeißerinnen gesehen, denen eingetrocknetes Blut von der letzten Periode am Oberschenkel klebte - und sie haben's nicht weggemacht. - Oder es waren Blutspritzer von anderen, von der letzten gewalttätigen Auseinandersetzung. Von der letzten Hinrichtung. Ich weiß es ja nicht."
"Davon weiß ich nichts - steht das in Ihrem Buch auch drin?"
"Ich glaube nicht - es gab soviele Einzelheiten, die ich vergessen habe, aufzuschreiben. - Ich konnte auch nicht alles hinschreiben, die Lektoren hätten mir alles wieder weggestrichen."
"Lektoren?"
"So nennt man die Leute in einem Verlag, die ein Buchmanuskript lesen, um zu entscheiden, ob es gedruckt werden soll oder nicht."
"Ach so - ich habe noch nie ein Buch geschrieben."
"Vielleicht werden sie es tun, nach dieser Reise! - Wenn wir sie überleben und zurückkommen."
"Und worüber werde ich schreiben?"
"Über alles, was sie interessiert. Was ihre Arbeit betrifft - da machen Sie ja sowieso Aufzeichnungen, aber vielleicht wollen Sie darüber hinaus ihre ganz persönlichen Erlebnisse aufschreiben."
"Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich das tun will."
"Vielleicht wissen Sie das noch gar nicht. Schreiben ist eine Art Exhibitionismus. Seelischer Exhibitionismus. Eine Sucht. Man weiß es vorher nicht, ob man ihr erliegt. Und dann bildet man sich ein, man muß über alles schreiben, was man erlebt, ob es nun einmalig oder alltäglich ist. - Und wenn man dann in eine solche Situation gekommen ist wie wir in der Welthöhle, dann muß man ja eigentlich auch alles protokollarisch genau aufschreiben - die Größe der Saurier genauso wie den Körpergeruch der Granitbeißerinnen. Alles eben."
"Mögen Sie das, wenn Frauen dreckig sind - so wie die Granitbeißerinnen?"
"Ne, ganz gewiß nicht. Aber die sind eben so, und man gewöhnt sich tatsächlich daran. Mir persönlich sind gepflegte Frauen lieber. - Ich laufe ja auch nicht ungewaschen herum. Ich meine, jetzt - in der Welthöhle blieb uns nichts anderes übrig."
Dann fällt mir noch etwas ein:
"Die Granitbeißerinnen sind in ihrer Ungewaschenheit nicht einmal einmalig. Haben Sie mal 'Eaters of the Dead' gelesen, von Michael Crichton? - Das ist der, der auch 'Jurassic Park' geschrieben hat, und 'Andromeda Strain', und 'Sphere', und was weiß ich noch."
"Ich kenne diese Bücher nicht."
"Da haben Sie etwas versäumt. - Hier, wir haben es sicher in unseren Bordcomputern! - In 'Eaters of the Dead' beschreibt Crichton die Reisen eines Arabers, eines Ibn Fadlan, der von den Wikingern unterwegs gefangengenommen wurde und sie lange begleiten mußte. Die ganzen Erzählungen basieren auf historischen Manuskripten. Dieser Araber berichtet sehr genau, was er erlebt, und alles, was man nachprüfen kann, hat gestimmt. Unter anderem wußte dieser Mann zu berichten, daß die Wikinger es mit der Hygiene nicht so besonders genau nahmen - damals war der Sauberkeitsstandard in den arabischen Ländern viel größer. - Sie sehen, in diesem Punkte sind auch die Granitbeißerinnen nicht einmalig!"
"Haben Sie das alles gelesen?" fragt Natalie mit einem völlig überflüssigen Augenaufschlag.
"Ich hatte früher mehr Zeit zum Lesen als heute. - Ich weiß nicht. Wenn man älter wird, dann drängeln sich soviel andere Dinge, die Zeit brauchen. - Irene hat immer gemeint, ich spinne, weil ich dauernd von Zeitknappheit rede. Aber es stimmt. Zeit ist die einzige Währung, in der man nichts hinzuverdienen kann. Man kann nur etwas verlieren. - Wie Irene. - Sie hat jetzt alles verloren."
"Denken Sie nicht mehr dran!"
"Wie soll ich das."
Natalie rückt näher an mich heran, aber das kann auch Zufall sein.
"Denken Sie noch oft an Sie? - An diese Granitbeißerin, meine ich."
"Was glauben Sie denn! Wo ich doch gerade meine Frau verloren habe!"
"Entschuldigung, ich wollte nicht ..."
"Lassen Sie nur. Das sind ja zwei ganz verschiedene Sachen." Eine Weile sage ich nichts, dann fahre ich fort: "Ja, natürlich denke ich an sie. Immer noch. Ich habe mir wohl eingebildet, daß wir sie mitnehmen konnten, in unsere Welt. Wenn sie nicht gestorben wäre. Aber wir haben ja mit dem anderen Mädchen gesehen, was draus wurde."
"Mit dieser Chreich?"
"Ja."
"Vielleicht ist sie gut heimgekommen!"
"Ist sie nicht." sage ich und erzähle, was ich, ganz zu Anfang des Projektes, von Grohmann gehört habe.
"Eine Gletscherleiche ist sie geworden. Erfroren. - Das hat sie davon gehabt, daß sie mit uns gekommen ist. - Erfroren."
"Das tut mir leid." sagt Natalie. "Wirklich."
"Ich habe," sage ich, mehr zu mir selber, "gedacht, ich müßte wenigstens Irene durchbringen. Und das habe ich ja auch geschafft. Und auch jetzt wäre alles gut gelaufen. Sie wäre ja nicht selbst mitgekommen, auf diese Reise. Und dann kommt dieser Absturz dazwischen."
"Es tut mir leid," sagt Natalie noch einmal, "und auch, daß ich Sie verführen wollte. Das ist wohl jetzt nicht richtig. Entschuldigung. - Dieser Absturz - als ob eine Absicht dahinter steckt!"
Ich werde hellhörig. "Eine Absicht?" frage ich, "Welche?"
"Ich weiß nicht. Aber muß nicht eine Absicht dahinter stecken? Ein Duocopter gehört doch zu den sichersten Luftfahrzeugen, die es gibt! - Jemand wollte Ihre Frau beseitigen. Glaube ich."
"Und warum?"
"Um Sie an der Teilnahme an der Expedition zu hindern!"
"Mich? Und was wäre damit gewonnen?"
"Ich weiß es nicht." sagt sie.
"So glaube ich das auch nicht. Es hätte ja sein können, daß ich dadurch erst recht hätte teilnehmen wollen. Gefahren und Abenteuer sind ein Mittel, um persönliche Dinge in den Hintergrund zu drängen! Niemand kann vorausraten, wie ich oder sonst jemand reagiere."
"Stimmt auch wieder." sagt Natalie. Sie zittert leicht. Im Moment denke ich, daß sie mit der Direktive q78q99q nichts zu tun hat, wenn sie das Thema in dieser Weise auf eine mögliche Ursache für den Tod von Irene bringt.
"Sie frieren." stelle ich fest.
"Macht nichts." sagt sie.
"Sie sollten wieder in Ihr Bett gehen - ich meine, ins Krankenrevier."
"Ich kann doch nicht schlafen."
"Immer noch nicht?"
"Diese Höhle macht mir angst."
"Ach drum. Sind Sie deshalb vorhin in die Zentrale gekommen - vor der Sache mit Wellington?"
"Ja. So ist es. - Wellington ist einfach so reingefahren. Bei der ersten Besprechung hat er noch rumgetönt, daß er für die Sicherheit des Schiffes verantwortlich ist. Und dann fährt er einfach in so ein Loch rein. Wo hier doch kurz vorher ein Erdbeben war."
"Nein, nein, das war kein Erdbeben," sage ich, "das waren sehr lokale Erschütterungen durch diesen Erdrutsch. In Schottland und den Meeren drum herum gibt es keine Erdbeben. - Aber sie haben recht. Er ist einfach rein. Unterwegs haben wir ja ein paar Felsen gesehen, die mir doch verdammt unstabil gelagert aussahen - die muß er auch gesehen haben."
"Und das macht mir eben angst." sagt Natalie, "Welche Risiken wird er noch eingehen?" Sie sieht vor sich auf den Boden.
"Ich bin sicher," sage ich, "daß er nicht reingefahren wäre, wenn wir ihn alle auf Knien darum gebeten hätten. Aber das hat ja keiner so richtig getan."
Inzwischen sitzen wir auf Tuchfühlung nebeneinander, und sie lehnt sich gegen mich. Weil sie leicht friert, finde ich es angebracht, meinen linken Arm um ihre Schultern zu legen.
"Er wird wohl keine großen Risiken eingehen" fahre ich fort, "aber er wird, wie wir alle, seine Prämienzusagen haben. Je weiter wir kommen, desto mehr Geld gibt es. Solche Zusagen stehen in Ihrem Vertrag doch wohl auch drinnen, oder? - Die meisten von uns werden nach dem Projekt nie mehr arbeiten müssen!"
"Ja." sagt sie. Dann nimmt sie meine rechte Hand und drückt sie auf ihren rechten Busen. Einfach so. Dabei sieht sie mich nicht an.
"Ist das gegen die Angst?" frage ich nach einer Weile, in der nichts weiter geschieht.
"Ja." sagt sie. "Das ist auch gegen die Angst. Ich mag jetzt nicht allein sein." Sie blickt mir wieder ins Gesicht, aus nächster Nähe, und ich spüre ihren Duft. "Verstehen Sie das nicht?"
"Doch doch. Ich verstehe das. - Wissen Sie was?" schlage ich vor, "Wir setzen uns jetzt vor diese Konsole da. Sie setzen sich auf meinen Schoß. Da können Sie schlafen, und da sind sie nicht allein. Ist das ein Angebot?"
Jedenfalls, denke ich mir, werde ich so rauskriegen, ob sie tatsächlich auf eine sexuelle Annäherung aus ist, oder ob es mehr die allgemeine Angst ist, wie sie behauptet. Ich hätte ja auch irgendwie Lust, aber erstens bin ich zu unruhig - ich habe Wache und bin somit im Dienst, und damit basta - und zweitens überfallen mich Erinnerungen. Gerade jetzt, wo ich ihren Busen in der Hand spüre, muß ich an Irene denken. Ich muß daran denken, wie sie durch die Explosion über dem Kyle of Durness in Bruchteilen von Sekunden zerschnitten worden ist. Alles an ihr. Der bloße Gedanke daran schmerzt. Und wenn Irene noch am Leben wäre, dann würde ich jetzt vielleicht an Charmion denken, und daran, wie sie am Kreuz verfaulte. Es ist jetzt einfach nicht die Zeit für Erotik.
Ein paar Sekunden später haben wir es uns in einem der Sessel bequem gemacht. Allerdings befürchte ich, daß mir die Blutzirkulation in meinen Oberschenkeln, auf denen Natalie sitzt, unterbunden wird, wenn sie tatsächlich in meinen Armen einschlafen sollte. Ihre Spielsachen hängen mir jetzt etwa vor dem Kinn.
"Ist das nicht zu kühl so? Sie sind größtenteils immer noch unbedeckt. Ich habe nicht genug Arme, um Sie ..."
"Das geht schon," sagt sie und deutet auf dem Bildschirm vor uns: "Ist das das Steuerprogramm, das Sie vorhin verwendet haben?"
"Ja."
"Und wie verwendet man es?"
"Ich denke, Sie sind müde?"
"Ja, aber ich kann doch nicht einschlafen! So erst recht nicht." Sie schmiegt sich an mich und legt mir ihren Kopf auf die linke Schulter, Gesicht in meine Halskuhle. Den Bildschirm kann sie so jedenfalls nicht sehen.
Logik, denke ich mir, weibliche Logik! Erst kann sie nicht schlafen, weil sie allein ist, und jetzt kann sie nicht schlafen, weil sie mir auf dem Schoß sitzt! Dabei nehme ich den Duft ihrer Haare wahr.
"Im Moment ist es in einem Modus, wo man bestimmte Manöver definieren kann. Das geht wohl noch folgenlos. Aber wenn man sie ausführen will, erfragt das Programm die persönlichen Paßwörter. Und wenn man keine hat, wird der Alte aus dem Bett geklingelt."
"Aha." sagt sie. Ihr Gesicht ist dicht neben dem meinen. Wie immer Weitwinkelperspektive - die Gesetze der Strahlengeometrie sorgen dafür, daß ein schönes Gesicht aus der Nähe betrachtet nicht mehr ganz so schön aussieht. Von einem Punkt dicht vor ihrer Nasenspitze aus gesehen verschwinden die Ohren ganz und die Haare zum größten Teil hinter den Horizont ihrer Wangen. Ich sage ihr das.
"Da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht!" sagt sie und wechselt wieder das Thema: "Was kann man denn damit alles machen?"
Ich erkläre ihr die Manöver, die ich vorhin nur definiert, aber nicht eingeleitet habe. Ich spiele ein bißchen mit dem Trackball herum - dabei gelangen wir bis zu der Dialogbox, mit der man den Abschuß eines seismischen Torpedos definieren kann.
"Wieso gehört so etwas zur Schiffssteuerung?" frage ich, "Das ist doch ein ganz anderes Thema?"
"Vielleicht haben sie es umkonfiguriert, weil schon mehrmals seismische Torpedos verschossen wurden?" schlägt Natalie vor.
"Also die Fachausdrücke gehen dir fließend von den Lippen. 'Umkonfigurieren'. Hast du nicht Biologie studiert?"
"Meinst du, man kommt in der Biologie ohne Computer aus?" fragt sie zurück.
"Mein Studium ist so lange her, daß ich sogar in der Physik ohne Computer ausgekommen wäre, wenn ich es darauf angelegt hätte!"
"Wie alt bist du denn?"
Als ich es ihr sage, muß sie erst einmal schlucken.
"Es geht aus meinem Buch hervor!" sage ich, "Habe ich nie geheimgehalten!"
"Habe ich wohl überlesen. Du hast dich gut gehalten!"
"Danke. Was machst du da?"
"Ich will ein Torpedo auf den Eingang dieser Höhle setzen. Sieh mal, diese Werte müßten doch so stimmen, oder?"
"Wenn Wellington das sieht, was du da machst, dann springt er im Sechseck. Klick bloß nicht den 'Ausführungs-Button' an!"
"Warum nicht? Ich habe ein Paßwort!"
"Was hast du?"
"Mein persönliches Paßwort! Für die Schiffssteuerung!"
"Wieso hast du ein Paßwort und ich nicht?"
"Das weiß ich nicht." sagt Natalie, "Ehrlich. Ich weiß es nicht."
Ich habe sie etwas von mir weggestoßen, als sie mir eben diese Mitteilung gemacht hat. Ich kann es einfach nicht glauben. Wieso hat diese Frau die Steuerungsauthorisierung für dieses Schiff?
Mit flinken Fingern greift Natalie in die Tasten. Die Dialogbox für die Paßwörter erscheint, und so schnell, daß ich nicht folgen kann, tippt Natalie ihr Paßwort und ihren Namen ein. Die Dialogbox verschwindet ohne eine weitere Fehlermeldung. Sie hat recht - sie verfügt über ein gültiges Paßwort für die Schiffssteuerung.
"Kannst du dieses Schiff denn steuern?" frage ich. Dabei weiß ich die Antwort: Natalie hat in München dieselben Lehrgänge gemacht wie wir anderen auch. In einem U-Boot-Simulator ist keiner von uns gewesen.
"Vielleicht haben sie es bei dir einfach vergessen."
"Glaube ich nicht," sage ich, "sie haben doch alles so perfekt durchorganisiert. Die vergessen nichts."
Natalie sieht mir wieder in die Augen: "Jetzt sind wir schon die ganze Zeit auf 'du'."
"Oh. Tatsächlich." Wo sie recht hat, hat sie recht. Und jetzt, wo sie mich wieder so ansieht - sie hat schöne Lippen, denke ich. Schön weich. So sehen sie jedenfalls aus. Ich hätte Lust, sie zu berühren ...
Dann werfe ich aber einen Blick auf den Bildschirm: "Die Torpedoabschußbox ist jetzt ausgefüllt. Wenn dein Paßwort dafür wirklich gilt, sollten wir aber schnell den 'Cancel-Button' anklicken!"
"Ich war schon richtig neugierig," fährt sie fort, ohne auf meine Worte einzugehen "ob wir zuerst auf das 'du' übergehen, oder ob wir zuerst ..."
"Ja." sage ich, "Das habe ich mir auch schon überlegt."
Sie steht auf und setzt sich dann, mir zugewandt, rittlings auf meine Oberschenkel. Ihre Brüste schaukeln genau vor meinem Gesicht, wenn sie ein Hohlkreuz macht.
"Vergiß jetzt die Paßworte," gurrt sie, "hier. Gefallen sie dir?"
"Ja." sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt.
"Dann mußt du es ihnen aber auch zeigen. Hier: Nimm eine in beide Hände. Ja, so. Etwas anheben, damit du die Warze genau zwischen die Lippen nehmen kannst. - Ja, so ist es richtig. Jetzt kannst du deine Zunge rundherum kreisen lassen. Schneller. Ja, so. Noch schneller. - Das ist schön. Ist das schön! Gefällt es dir auch?"
Was soll man sagen, wenn man den Mund so voll hat?
"Jetzt die andere," befiehlt Natalie, "die will auch genuckelt werden!"
Natalie rutscht auf meinen Oberschenkeln auf und ab. Dann reißt sie sich von mir los und steht plötzlich wieder auf. Ich sehe große, feuchte Flecken auf meinen Hosen.
"Zieh doch diese albernen Jeans aus!" wird sie ungeduldig und legt auch gleich Hand an. So schnell bin ich noch nie aus meinen Hosen herausgekommen - worden. Natalie ist aber nicht eher zufrieden, bis ich ganz nackt bin. Dann drückt sie mich wieder in den Sessel hinein. Sie selbst braucht ja nichts auszuziehen. In diesem Sinne ist sie perfekt angezogen, denke ich.
"Das hast du doch schon immer gewollt, nicht?" fragt sie mich, als sie sich wieder mit weit gespreizten Beinen auf mich setzt. Es ist wie eine einzige, fließende Bewegung: Sie setzt sich, und ich rutsche ohne Vorwarnung in sie hinein. Die Wärme ihres Körpers empfängt mich wie eine Glut - eine Glut, die saugen kann. "Endlich!" sagt sie, "Was habe ich darauf gewartet!" Hat sie das wirklich? Ich glaube, ich habe auch drauf gewartet. Denke ich.
Einen Moment lang stelle ich mir vor, wie albern wir für einen unbeteiligten Zuschauer aussehen mögen: Eine Frau in diesem knappen Samtkorselett, um das sich ein paar Arme schlingen - die meinen - zwischen ihren Busen und der Sitzlehne ein Haarschopf, den sie an ihre Brüste drückt - das ist mein Kopf - das Spitzenröckchen ihres Korseletts bedeckt nur knapp zwei ineinander verkeilte Hüften - eine davon ist meine - und von dort aus nehmen sehr viele Beine, von denen sich keines richtig ruhig verhält, ihren Anfang. Das ganze zappelt unter Emission gurrender und heftig atmender Geräusche.
So sieht es von außen aus. Selbst sehe ich nicht so viel. Ihr Busen drängt sich in mein Gesicht, verformt sich dabei, soweit es die Anatomie zuläßt, darunter sehe ich die weißen Bänder der Miederschnürung, die meinen Bauch kitzeln, darunter ihr Spitzenröckchen, das wir jetzt gemeinsam mit Leben erfüllen. Alles stark perspektivisch verzerrt - auch ein Attribut der körperlichen Nähe.
"Halt mich!" sagt sie und lehnt sich nach hinten. Ich ziehe ihren Bauch an den meinen heran, und damit sie mir nicht von den Schenkeln rutscht, kralle mich an dem roten Mieder fest, damit es, und was da drinnen ist, sich nicht von mir entfernt. Irgendwo unter dieser roten Oberfläche, weiß ich, bin jetzt auch ich. Hat sie nicht gesagt, daß ich dahin gehöre? Ich drücke sie mit aller Kraft an mich.
Sie hebt ihre Arme weit hinter den Kopf, während sie sich nach hinten lehnt, die Hebelwirkung dieser Arme heben ihren Busen weiter an und drücken mich weiter in sie hinein. Dabei fallen ihre Arme auf die Tastatur der Konsole hinter ihr.
Die Konsole fängt an, zu quaken.
"Was ist das?" frage ich.
"Mach doch weiter!" fleht sie, "Hör nicht auf!" Ich möchte auch nicht aufhören, aber an ihr vorbei sehe ich auf dem Bildschirm eine Warnung:
7 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
Noch während ich hinsehe, ändert sich der Text:
6 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
"Natalie," keuche ich, "da passiert etwas! Da ..."
Es passiert auch etwas. Die Bewegungen ihrer Hüfte werden heftiger. Ihre Brüste wogt vor meinem Gesicht wie eine Brandung. Es geht jetzt alles so schnell. Die lange Enthaltsamkeit ...
5 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
Es reibt und saugt in ihrem Körper. Bin ich es, oder ist sie es, und was geschieht dort? Ihr Körper ist wie ein Altar, den ich anbete und in den ich hineinstrebe, wo ich hingehöre ...
4 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
... und wo ich bleiben werde, jetzt und in Zukunft, und ich will es und sie will es, und ihr Körper ist das einzig Faßbare in der Welt, und ...
3 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
"Mach weiter - so ist es gut!" sagt sie - wenn sie es doch will, dann werde ich dorthinkommen, wo sie jetzt ist, und sie füllen weil sie gefüllt werden will, ich spüre, und sie spürt es, wie sich meine Penisspitze gegen ihren Muttermund drängt, da drinnen berühren sich Lippen, die sich noch nie berührt haben, sie berühren sich nicht nur, sie drängen gegeneinander wie in einem heiligen Boxkampf ...
2 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
Die Woge nimmt Anlauf und kommt, das Gurgeln in den Samenleitern, der Zug ist in voller Fahrt, nichts kann ihn mehr bremsen, ein weißer Blitz aus meinem Bauch in ihren Bauch ...
1 SECONDS LEFT FOR LAUNCH INTERDICTION.
Ihr Bauch pulsiert als wollte er das Korselett sprengen dabei möchte ihr Bauch nur mit meinem Bauch spielen, und der Zug ist schon da und rauscht in sie hinein wenn nur nicht das blöde Piepen von der Konsole wäre ...
SEISMIC CHARGE LAUNCHED AND RUNNING
Der Bauch von Natalie spannt sich in einem endgültigen Krampf und nimmt den Strom auf. Das Ziel ist erreicht, der Dienst vollbracht, die Tat getan.
Copyright © Josella Simone Playton
2000-09-15 14:00:00
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