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18. Rundflug
Wenn ich gedacht habe, daß die Irene mich nach diesem Versprechen in Ruhe läßt, so habe ich mich getäuscht. Kaum, daß wir in eines der überraschend großen Zelte nacheinander eingetreten sind, geht sie auf 'Pilotensuche'. Wenn sie einen gefunden hat, wird sie diesen nerven, bis er sie zu einem Rundflug mitnimmt.
Sie findet auch einen jungen, blonden Mann namens Ottmar Malström. Trotz seines Namens ist er Brite und gehört der britischen Luftwaffe an. Unter anderem - die meisten hier, in diesem Camp, haben etwas mit Geologie zu tun. Er auch.
Der Herr Malström ist, als er hört, wer Irene ist, zu einem Rundflug bereit. Wahrscheinlich hat er, wie so viele, das Buch gelesen oder wenigstens davon gehört. Wenn er Deutsch kann: Es ist noch nicht ins Englische übersetzt worden. Beide gehen gleich zu einer der Maschinen rüber, Malström erklärt Irene aber noch, daß er erst über Funk die Erlaubnis zu diesem Sonderflug einholen muß, von welcher übergeordneten Dienststelle auch immer. Aber dann können sie durchaus, in der Zeit, wo wir hier tätig sind, die Westküste nach Norden fliegen und die Nordküste nach Osten, bis nach Thurso, das Irene auf unserem Urlaub vor zehn Jahren überhaupt nicht gefallen hat, von dort aus eine Kurve über den südlichen Orkney-Inseln, und dann zurück. Vielleicht reicht es danach sogar noch zu einem Abstecher nach Südosten, zum Loch Ness. Diese Duocopter sind sehr schnell.
Sonst will keiner mitfliegen. Es soll auch keiner, denn die Expeditionsmitglieder sollen hier die Augen und Ohren aufsperren, weil uns etwas über die neuesten Ergebnisse erzählt werden wird. Man ist bereits dabei, dieses große Zelt in eine provisorischen Hörsaal umzuwandeln. Trotz des Ostwindes draußen ist das Zelt gut geheizt - muß viel Heizöl kosten. Naja, mit dem Bewußtsein im Hinterkopf, daß es den FP-Reaktor gibt, sehe ich diese Heizölverschwendung etwas lockerer.
Draußen fängt ein mächtiger Bär an zu brummen. Der Ton heult immer höher. Die Arbeitsturbinen von Irene's Duocopter fahren an. Auch dieser Ein-Passagier-Flug ist eigentlich eine Verschwendung, denn diese Maschine kann einen vollbesetzten Bus heben. Sie ist ungewöhnlich laut - solange sie noch nicht abgehoben hat, ist hier, im Zelt, keine Verständigung möglich. Ob die Fachleute sich hier so sicher sind, daß die elektronische und meßtechnische Ausrüstung des Camps bei den Erschütterungen keinen Schaden nimmt?
Endlich das immer schnellere Flattern und Knallen der Rotoren. Das dauert eine Minute, bis diese ihre Nenndrehzahl erreicht haben, dann wird das Flattern noch lauter und noch sonorer, und plötzlich ist das Dröhnen über uns - in einem Zelt kann man das gut verfolgen. Dann wird es rasch immer leiser und wir können endlich anfangen.
Bin neugierig, ob ich nachher von Irene Vorwürfe kriege, weil ich den Start nicht beobachtet habe!
Ein Herr Trap trägt vor. Ich vermute, daß er Geologe oder Geophysiker sein könnte, später erfahre ich, daß er Physiker ist.
Wir erfahren, daß es mehr als nur dieses eine Camp gibt. Rund um Ullapool herum, in den Bezirken Ross and Cromarty und Western Ross, gibt es insgesamt siebzehn solche Lager. Jedes Lager hat etwa 200 bis 300 Geophone in seiner Umgebung installiert und verfügt über die notwendige, technische Infrastuktur, um die Signale auszuwerten: Große Computer, Energieversorgung, und alles, was man so braucht, wenn man ein Lager im Freien betreibt.
Sehr schnell merken wir, daß es sich bei diesen Messungen auch um ein sehr teures Unternehmen mit aufwendiger Infrastruktur handelt. Ich hatte mir alles eine Nummer kleiner vorgestellt. Aber ich hätte es mir eigentlich denken können - die CHARMION hat die EG so viel gekostet, daß es herausgeworfenes Geld wäre, wenn man nicht auch naheliegende, flankierende Maßnahmen genauso gründlich durchführen würde. Diese Lager machen zu Land das, was wir auch im Meer machen werden - unter anderem. Wenigstens ein Missionsziel, das wir mit Sicherheit durchführen können.
Jedes dieser Lager verfügt auch über Bohrteams und deren Geräte. Bei seismischen Sprengungen ist es notwendig, daß die Energie einer Explosion möglichst vollständig in den Untergrund eingekoppelt wird, außerdem möchte man das Frequensspektrum der Druckwelle der Explosion möglichst gut beeinflußen können. Selbstverständlich ist eine präzise Bestimmung des Explosionszeitpunktes. Für all das sind die Bohrteams verantwortlich. Die Sprengkörper müssen in harte Felsschichten eingebracht und verdämmt werden - Eine Explosion im Moor ist sinnlos, auch wenn man dann sehr starke Sprengungen macht: Die Wellenfronten wären dann zu undefiniert. Überdies ist es oft notwendig, gleichzeitig eine ganze Zeile solcher Sprengsätze zu zünden, und die Explosionsorte müssen dann genau auf einer geometrischen Linie liegen und untereinander den gleichen Abstand haben. Auch das läßt sich am besten in massivem Fels erreichen.
Bei solchen Vorhaben arbeiten die Bohrteams mehrerer Lager gemeinsam. Manchmal vergehen Tage, bis eine Sprengung vorbereitet ist. Meistens macht man sie in den frühen Morgenstunden, da dann am wenigsten Lärm aus anderen Quellen zu erwarten ist.
Die Rechner, die diese Geologenteams verwenden, basieren auf derselben Technologie, wie sie auch bei den Rechnern in der CHARMION verwendet wird - also das Feinste vom Feinen. Trotz dieser hohen Rechenkapazitäten müssen sie bei manchen Experimenten tagelang rechnen, und als Bestätigung dieser Rechnungen erhält man nicht nur das, was man sucht, sondern auch ein Oberflächenprofil in weitem Umkreis um die Explosionsorte. Wenn dieses Profil mit den Karten übereinstimmt, dann kann man annehmen, daß auch die Informationen über die Gesteinsschichten in größerer Tiefe stimmen.
Eine so genaue seismische Vermessung dieser Gegend ist noch niemals vorgenommmen worden.
Trotzdem wird die Auswertung immer schwieriger, in je größere Tiefen man vorstößt, weil die Beugungen und Brechungen in höheren Gesteinsschichten die Wellenfronten der Explosionswellen immer weiter verzerren.
Nun kommt Trap zu dem, was uns am meisten interessiert. Das sind ja nicht irgendwelche Gesteinsschichten, sondern Hohlräume. Und solche hat man gefunden - leider liegen sie in Tiefen, die sich der präzisen Auswertung immer noch entziehen.
"Was wir vorhaben ist eigentlich nichts weiter als folgendes: Wir hätten ganz gerne Sprengungen in ein, zwei oder drei Kilometer Tiefe. Das ist mit vernünftigem Aufwand nicht zu schaffen." erklärt Trap, "Aber wir können folgendes tun: Wir suchen uns einen Punkt in der Tiefe aus, bei dem wir wenigstens genau sagen können, wann dort die Druckwelle bei einem bestimmten Explosionsort und -zeitpunkt ankommt. Wenn wir für diesen Punkt genügend oberflächennahe Explosionsorte mit dieser Eigenschaft kennen, dann kann man in all diesen Explosionsorten Ladungen zeitlich so versetzt zünden, daß in diesem Punkt die Stoßwellen alle gleichzeitig ankommen. Damit haben wir eine neue, fiktive seismische Sprengung da unten. Und die hilft uns weiter. Ein bißchen wenigstens."
Das Ganze hört sich nach viel Arbeit an, vor allen Dingen auch deshalb, weil direkt unter dieser Gegend offenbar keine direkten Ausläufer der Welthöhle liegen, die man ja am liebsten finden würde. Aber sogar diese Aussage ist unsicher, weil man die Welthöhle mit seismischen Mitteln einfach noch nirgends gefunden hat, trotz ihrer immensen Ausdehnung, von der ich in meinem Buch berichtet habe.
Wenigstens deutet Trap in seinem Vortrag nicht die Möglichkeit an, daß ich mir das alles ausgedacht haben könnte!
Also, große Hohlräume - Kubikkilometer und mehr - sind nicht gefunden worden. Aber Ketten von kleinen Hohlräumen. Trap befestigt an einem Dreibein computergezeichnete Skizzen.
"Es ist ja alles dreidimensional, müssen Sie sich vorstellen. Zweidimensional ist die Anordnung dieser Höhlen nur sehr unvollkommen zu erkennen!"
Die Zeichnung zeigt Ketten von Höhlen. Wenn man den Maßstab berücksichtigt, dann sieht es so aus, als ob etwa in 1400 Meter unter dem Meeresspiegel im Westen diese Höhlenkette beginnt - von da an wird sie jedenfalls nachweisbar - und sich quer in Richtung Nordost unter Westschottland hinzieht. In über 5000 Metern Tiefe verlieren sich die Signale wieder vollständig.
Diese Höhlen selber haben Abmessungen im Bereich von 50 bis 200 Metern und sehr unregelmäßige Formen, aber das, sagt Trap, kommt wahrscheinlich durch Beugungserscheinungen zustande. In Wirklichkeit könnte es sich bei diesen Höhlenketten auch um durchgehende Tunnels handeln - im Prinzip jedenfalls.
Weiterhin ist bemerkenswert, daß gerade in den Regionen, in denen diese Höhlenketten auftreten, der akustische Brechungsindes stark schwankt. Der Grund dafür ist unbekannt, aber es erschwert die Auswertung beträchtlich.
Trap zeigt uns auf diesen Diagrammen auch einige Höhlen, von denen er sicher ist, daß sie gar nicht wirklich existieren, sondern nur durch komplexe Beugungsphänomene zustande gekommen sind.
"Warum hat das früher niemand gefunden?" fragt Gerald Amurdarjew.
"Das ist bloß eine Sache des Aufwandes. Mit einer Sprengladung und einem Geophon und einer Stoppuhr kann man solche Details bei weitem nicht ermitteln. Und viel Geld hat früher niemand für seismische Messungen in diesem Gebiet ausgeben wollen."
Gerald rümpft die Nase. Wahrscheinlich ist die Unterstellung, jemand werte seismische Sprengungen mit eines Stoppuhr aus, in Geologenkreisen eine Unverschämtheit. Aber hier unterhalten sich Geologe und ein geologisch tätiger Physiker, und da wird es wohl nicht zu Tätlichkeiten kommen.
Wir bekommen Karten der gefundenen Höhlenketten - wenn es denn tatsächlich welche sein sollten - in jeder Projektion zu sehen: Von Süden, von Westen, von oben. So richtigen Überblick bekomme ich nicht, aber die Daten werden ja ständig in die Schiffscomputer der CHARMION eingespielt. Je länger wir noch in Ullapool am Pier liegen, desto genauer werden die Karten.
"Wir nehmen an, daß diese Höhlenketten unter dem Meer sehr oberflächennah auftreten werden - aber das werden Sie ja herausfinden!" sagt Trap, "Unsere Zelte sind weder schwimm- noch tauchfähig."
Es kommt von den Zuhörern die Frage, woran es seiner Meinung als Geologe und Physiker nach liegen könnte, daß die viel größere Welthöhle selbst noch nie gefunden wurden, selbst jetzt nicht, wo man ihre Existenz aus anderen Quellen kennt.
"Das überlegen wir uns oft." sagt Trap, "Es ist ein sehr erstaunlicher Umstand. Praktisch ist es nicht möglich. Ich kann es mir nur so erklären, daß, was immer zur Entstehung der Welthöhle geführt hat, in ihrer Umgebung zu ungewöhnlichen Verhältnissen für seismische Wellen sorgte."
Na, so weit war ich mit meinen Überlegungen auch schon. Eine wohlformulierte Umschreibung von: 'Wir haben nicht die geringste Ahnung.' Aber ich halte den Mund.
Nun machen wir einen Rundgang durch das Lager, auch wenn nicht viel zu sehen ist: Eine Sprengung liegt gerade nicht an, und die Rechner kauen noch an der Auswertung des letzten Experimentes herum. Ein Rechner, der nur rechnet und sonst nichts, ist aber nur eine Kiste, die Strom verbraucht und dabei warm wird. Wären diese Auswertungsprogramme ein kommerzielles Produkt, dann würde man auf irgendwelchen Grafiken auf den Bildschirmen sehen, wie die Rechnung fortschreitet. Aber diese Programme sind teilweise an Universitäten entwickelt worden, und das mit zuwenig Personal und zuwenig Zeit. Da war ein solcher Luxus nicht mehr drin.
"Sie haben an Bord andere Programmpakete!" sagt Trap, als ich ihn darauf anspreche, "Die dürfen wir aber hier nicht verwenden. Wegen Geheimhaltung."
Manchmal, denke ich, tut die EG immer noch so, als wären wir in den finstersten Zeiten des kalten Krieges.
In dem Zelt, wo die Computer stehen, ist auch die Funkausrüstung. Ein junger Mann unterhält sich dort mit jemandem. Er redet ziemlich hektisch auf das Mikrophon vor sich ein. Ich kann englisch, aber so schnell, wie der redet, verstehe ich kaum etwas. Außerdem ist das Gemurmel zu laut, denn es ist kaum genug Platz für uns alle, als wir uns nacheinander in das Zelt hineindrängen.
Der junge Mann spricht mit Trap, dann wieder mit dem Funkgerät. Trap sieht in meine Richtung. Dann schiebt er sich an den anderen vorbei auf mich zu.
"Herr Homberg?"
"Ja?"
"Kommen Sie bitte einen Moment mit nach draußen!"
Verwundert folge ich ihm. Der Wind draußen ist schneidender geworden, aber vielleicht kommt mir das nach der Wärme im Vortragszelt und jetzt im Computerzelt nur so vor. Trap sieht mich an:
"Es tut mir leid, Herr Homberg, aber - wir haben keine Verbindung mit Malström mehr."
"Ist das nicht der ..."
"Ja. Das ist der Pilot, mit dem Ihre Frau vorhin abgeflogen ist."
"Heißt das, daß ..."
"Nein, nein, nicht so schnell. Das muß nichts bedeutet. Jedenfalls nicht unbedingt."
Er sieht mich an, und ich weiß, daß er lügt. Und er weiß, daß ich es weiß.
Diese Duocopter gehören der britischen Luftwaffe. Die haben nicht nur ein Funkgerät an Bord. Jedes fliegende Fahrzeug kann auf Ultrakurzwelle, im Dezimeterwellenbereich, aber auch auf Kurzwelle senden und empfangen. Außerdem sind automatische Geräte an Bord, die Kontakt halten. Telemetriesender, Datenkanäle, Transponder. Die VOR-Geräte. Die können doch nicht alle ausgefallen sein.
Die letzte Routineverbindung des Duocopters war zustandegekommen, als er das Gebiet zwischen Cape Wrath und dem Kyle of Durness überflog. Malström meldete nur, daß er jetzt nach Osten abdrehen werde und jetzt über den Kyle und den Ort Durness hinweg die Nordküste entlang fliegen würde. Kurz nach dieser letzten Meldung hat irgendeine automatische Funkbake versucht, den Transponder an Bord des Duocopters anzusprechen. Das hat bereits nicht mehr funktioniert, und wenig später tauchte auf irgendwelchen Konsolen in wer weiß welchen Luftverkehrsleitstellen bereits die Problemmeldung auf. Es wurde sofort versucht, die Funkverbindung mit Malströms Duocopter wieder aufzunehmen: Nichts.
Das ist jetzt erst elf Minuten her. Trotzdem sind bereits andere Maschinen auf dem Wege zur Nordwestspitze von Schottland, erfahre ich. Dann läßt mich Trap im Wind stehen und geht wieder ins Zelt. Ich folge ihm nicht.
Jetzt ist der Wind erst recht kalt geworden. Wir wollten nach Ullapool zurückmarschieren, wenn die Sonne dem südwestlichen Horizont deutlich näherrückt und das Licht röter wird, so daß wir gerade eben bei Sonnenuntergang über den Berg nach Ullapool absteigen werden. Etwas Zeit ist noch, bevor wir aufbrechen. Aber dann - ich möchte, daß Irene bei mir ist, wenn wir über den Berg da in der Abendsonne gehen!
Es muß sich um ein technisches Problem handeln. Diese Duocopter sollen sehr zuverläßige Fluggeräte sein. Da kann doch nicht gerade jetzt ...
Minuten vergehen. Die Zelttür bewegt sich. Edwin und Carola kommen heraus.
"Da drinnen ist es wärmer, du solltest ..."
"Ich mag nicht. - Gibt's was neues?"
Carola und Edwin sehen sich an.
"Also was ist es?"
"Dieser Ort da ..." fängt Edwin an,
"Durness?"
"Nein, anders. Bal ..."
"Balnakeil?"
"Ja, genau so. Der liegt im Nebel."
"Und?"
"Die Leute da haben eine Explosion im Westen gehört. - Aber sie haben nichts gesehen."
"Eine Explosion?"
"Ja."
Ich beobachte den feinen Schnee, der vom Wind dicht über den Boden getrieben wird, jetzt, hier und in ganz Schottland. Der Schnee sieht aus wie immer.
"Und in Durness? Hat man da etwas gehört?" frage ich.
"Ich weiß nicht, wen die da jetzt anrufen. Vielleicht haben die ja kein Telefon!"
"Im schottischen Hochland hat heutzutage jeder ein Telefon. Also eine Explosion? Und nur gehört, nicht gesehen?"
Das letzte hat Trap gehört, der auch gerade wieder das Zelt verläßt.
"Ja. Das ist die Lage, bis jetzt. Der erste Duocopter ist jetzt in dem Gebiet angekommen und sucht die Gegend zwischen Durness und Cape Wrath ab. Aber das ist eine ganze Menge Gegend. Das kann - vielleicht - lange dauern."
"Und keine neue Funkverbindung?"
"Nein." Trap räuspert sich. "Sie werden - den Kyle selber und dessen unmittelbare Umgebung genauer absuchen. Der Pilot des Duocopters hat berichtet, daß hoch über dem Kyle Reste einer Rauchwolke nach Süden ziehen und dabei sind, sich aufzulösen."
Trap verschwindet wieder im Zelt. Carola und Edwin nicht. Ich drehe mich um, gehe auf die Straße zu, als ich sie erreiche, gehe ich die Straße entlang in Richtung Ullapool.
Ich will meine Irene wiederhaben! - sage ich mir immer wieder. Wir hatten doch noch so viel vor. Da kann doch nicht jetzt ein so unnötiger Unfall dazwischen kommen. Das kann doch nicht sein. So ein absolut unnötiger Unfall.
Oder ist es wegen der Direktive q78q99q? Aber wer könnte einen Duocopter vom Himmel holen? Von uns keiner, und wir waren alle bei Trap's Vortrag. Und wer sonst? Und was macht es für einen Unterschied, ob es ein Unfall war, oder etwas anderes?
Vielleicht ist er notgelandet. Es besteht immer noch die Möglichkeit. Ja, so ist es. Daher die Rauchwolke. Daher der Geräteausfall. Der Duocopter steht irgendwo da in der Einöde, und Malström und Irene versuchen, sich durchzuschlagen. Das ist in Schottland im Winter gefährlich - Scottish Mountains can be Killers, sagen die Touristenbroschüren - aber suchen nicht inzwischen mehrere Maschinen nach ihnen? Man wird sie finden, oder sie erreichen Durness - wie kommen sie über den Kyle rüber? Liegt da nicht ein Boot an einem Pier an der Westseite des Kyle? Kann Irene den umwandern? Bei dieser Kälte? In ein paar Stunden ist die Dunkelheit da. Aber, Herrgott noch einmal, ein paar Stunden kann doch auch Irene durch den Schnee marschieren! So zerbrechlich ist sie nicht.
Und man wird den Duocopter finden - auch, wenn es gelandet ist, ist ein Fahrzeug dieser Größe leicht zu finden. Besonders in einer Einöde, in der sonst kein technisches Gerät herumsteht.
Der Schnee knirscht neben mir. Carola und Edwin.
"Wißt ihr, ob die Notverpflegung an Bord dieser Duocopter haben? Wenn man sie erst nach einiger Zeit findet, dann könnten sie ziemlich erschöpft sein!"
"Ich weiß nicht." sagt Edwin, "Herwig. Sie haben Trümmer gefunden. In Balnakeil. Von einem Duocopter."
Copyright © Josella Simone Playton
2000-09-15 14:00:00
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